E-Commerce- und Digital-Trends 2021 4/4
Ein Digital-Boost durch Corona? Inwiefern konnte die Digitalbranche durch die Pandemie profitieren? Und was sind die Trends für das Jahr 2021?
Passend zum Jahreswechsel haben die Softwareanbieter Adobe und Akeneo zusammen mit deren Implementierungspartner TechDivision einen Blick in die Glaskugel geworfen und einige der spannendsten Themen und Entwicklungen identifiziert, die wir Ihnen natürlich nicht vorenthalten wollen.
Josef Willkommer, Mitgründer und CMO von TechDivision hat dabei 11 kommende Trends identifiziert. Die ersten neun dieser Trends können Sie hier, hier und hier nachlesen. Im Nachfolgenden werden nun die letzten zwei Trends vorgestellt!
Trend Nummer 10: (Online-)Payment wird kontaktlos und biometrisch
Gerade das Thema mobiles Bezahlen hat in Deutschland lange nicht funktioniert bzw. wurde bei uns nur sehr zurückhaltend genutzt. Nachdem dann allerdings Google Pay und Apple Pay auch in Deutschland gestartet sind, hat man in diesem Bereich plötzlich eine gewisse Bewegung bemerkt.
Im Herbst 2020 haben Apple und die Sparkassen einen Coup gelandet, in dem sie die Girocard in Apple Pay untergebracht haben. Das ist ein riesiger Schritt, wenn man sich vor Augen führt, dass es in Deutschland über 100 Mio. Girocards gibt, wovon rund die Hälfte auf die Sparkassen zurückzuführen sein dürften. Die Girocard-Nutzer können jetzt mit einem Schlag Apple Pay einsetzen und gemäß den Aussagen und Daten der Sparkassen machen davon jede Menge Nutzer Gebrauch. Wenn man die Zahlung über Apple Pay mal ausprobiert hat, stellt man auch recht schnell fest, dass das schon ziemlich praktisch ist. Zum einen muss man das Terminal nicht mehr anfassen, zum zweiten ist das Ganze sehr komfortabel, schnell und sicher. Gerade die neueren Gerätegenerationen übernehmen inzwischen vom Smartphone sogar die Authentifizierungen, so dass man hier im besten Falle gar nichts mehr tun muss, außer das Gerät ans Terminal zu halten. Zudem ist diese Zahlungsart gemäß einer Studie der Bundesbank die schnellste Zahlart, noch deutlich vor dem Bargeld.
Einen weiteren Trend sehen wir für das kommende Jahr im Bereich der Zahlung mit Hilfe von Biometrie- Authentifizierungen, weil ab 01.01. Kreditkartenzahlungen PSD2 authentifiziert werden müssen, was möglicherweise zu häufigeren Ablehnungen der Kreditkartenzahlung führen wird. Der deutsche Payment Service Provider Computop hat hierzu mit “Biometrics by Computop” bereits ein entsprechendes Produkt in der Schublade und ist demnach recht gut vorbereitet.
Und dann sehen wir noch ein Thema, das man als eine Art Konkurrenz zum sog. Instant Payment betrachten kann. Hierbei handelt es sich um eine relativ neue Form der Überweisung, die innerhalb von 20 Sekunden im EU-Raum erfolgen muss und damit quasi sofort erfolgt, nicht wie bislang üblich mit einer Dauer von 1-2 Werktagen. Vor dieser Zahlungsart haben die Kreditkartenorganisationen schon gewissen Respekt, weil sie das insbesondere in Europa Geschäft kosten kann. Zudem ist es so, dass sie durch Wallets wie Apple Pay oder Google Pay eher mit dieser Zahlungsart bezahlen und nicht mehr mit der entsprechenden Kreditkarte, obwohl diese eigentlich dahintersteckt. Um diesen Themen entgegenzuwirken haben Kreditkartenorganisationen etwas entwickelt, das sich Click-to-Pay nennt. Hierbei handelt es sich im Prinzip auch um eine Art Wallet, das allerdings vom Kreditkartenunternehmen bereitgestellt wird und in das man wiederum seine unterschiedlichsten Karten einfügen kann. In 2020 wurde Click-to-Pay in den USA und Kanada eingeführt und soll ab Mitte 2021 auch in Deutschland verfügbar sein.
Trend Nummer 11: Videostreaming
Während gleich zu Beginn der Corona-Pandemie Webinare wie Pilze aus dem Boden schossen und hier relativ schnell auch wieder eine „Abkühlung“ aufgrund eines massiven Überangebotes festzustellen war, hat sich im Laufe der letzten Monate das Thema Videostreaming immer stärker in den Vordergrund gedrängt. Waren im Frühjahr letzten Jahres noch Podcasts ein ganz heißes Thema, mit dem sich immer mehr Unternehmen beschäftigten, konnte man ab Mitte 2020 immer häufiger verschiedenste Video-Formate beobachten. Sei es durch Live-Streams im Stil von TV-Produktionen, die über Social Media Plattformen wie LinkedIn, YouTube oder Twitch gesendet werden, oder bei Digital-Events, bei denen Live-Streams eingebunden werden.
Live-Streams waren vor nicht allzu langer Zeit noch ziemlich aufwändig in der Umsetzung und häufig nur durch professionelle Dienstleister vernünftig realisierbar. Dann kam vor einiger Zeit das Open Source Tool OBS (Open Broadcaster Software) mit dem Video Recording und Live Streaming an unterschiedlichste Kanäle möglich wurde. Das Tool ist relativ mächtig, allerdings auch alles andere als selbsterklärend. Dennoch hat die Software aufgrund der zunehmenden Nachfrage nach gestreamten Live-Inhalten massiv an Verbreitung zugelegt.
Inzwischen gibt es auch rein webbasierte Streaming-Tools, die ähnliche Funktionalitäten wie Softwaretools im Stile von OBS anbieten, allerdings sehr einfach in der Handhabung sind und zudem keinerlei Installationsorgien etc. erfordern, weil hier alles im Browser abläuft. Eines dieser Tools nennt sich Streamyard. Wir haben damit im Herbst 2020 das Live-Streaming eines Digital-Events mit mehrere Speakern und Moderatoren sowie rund 400 Teilnehmern abgebildet und das Ganze hat problemlos funktioniert.
Wir gehen davon aus, dass im Jahr 2021 das Thema Videostreaming und hier insbesondere sog. Multistreaming zum Mainstream wird. Multistreaming ermöglicht es, einen Live-Stream parallel über mehrere Kanäle wie z.b. Facebook, YouTube und LinkedIn gleichzeitig auszustrahlen, wodurch einige Vorteile zum Tragen kommen:
▶ Erhöhte Reichweite. Wenn Sie live auf eine weitere Plattform gehen, setzen Sie Ihren Inhalt einem ganz neuen Publikum aus. Wenn Sie das effektiv machen, können Sie damit Ihre Zuschauerzahl vervielfachen.
▶ Einblicke über Ihr Publikum. Multistreaming macht es einfach zu vergleichen, wie Ihre Inhalte auf verschiedenen Plattformen abschneiden und um neue Plattformen/Kanäle zu testen. Vielleicht laufen Ihre Inhalte auf Facebook und LinkedIn viel besser als auf Youtube und Twitch – Multistreaming liefert diese Erkenntnisse. Vielleicht möchten Sie die Plattformen mit geringer Performance ausschließen und sich auf die Plattformen konzentrieren, auf denen Ihre Inhalte gut abschneiden.
▶ Zeitersparnis. Mit Multistreaming vermeiden Sie das Herunterladen und erneute Hochladen Ihrer Inhalte auf andere Plattformen. Bei der Wiederverwendung Ihrer Inhalte für andere Plattformen sparen Sie durch Multistreaming mitunter massiv Zeit.
Durch die neuesten Streamingtools können ohne große Vorkenntnisse und ohne Installation von diversen Softwaretools inzwischen direkt im Browser sehr professionelle Videoformate produziert und über Social Kanäle ausgespielt werden. In diesem Jahr werden wir hier noch einiges sehen. Das Ganze könnte eine Evolution der Podcasts werden, die um Bewegtbilder ergänzt werden.
Fazit
Das Jahr 2020 wird sicherlich in die Geschichtsbücher eingehen. W.hrend einige Branchen durch die Corona-Pandemie massiv unter Druck geraten sind oder zum Teil vor dem Abgrund stehen, haben andere Branche durch die Situation teilweise recht stark profitieren können. Zu diesen Gewinnern gehört zweifelsohne die Digitalbranche. Der Schub, der durch Corona hier erzeugt wurde bzw. nach wie vor besteht, wird aus unserer Sicht auch noch einige Zeit anhalten. Im kommenden Jahr sehen wir den B2B E-Commerce, der die letzten Jahre bereits stark zugelegt hat, nochmals mehr im Fokus, weil Corona recht deutlich gezeigt hat, dass es hierzu kaum Alternativen gibt und selbst Branchen, in denen man bislang auf persönliche Kontakte und den persönlichen Verkauf gesetzt hat, ohne digitale Angebote zukünftig nicht mehr konkurrenzfähig sein wird.
Hier gilt es jedoch gerade auch im B2B-Umfeld das Thema Experience, ähnlich wie dies im B2C-Umfeld bereits seit längerem der Fall ist, entsprechend hoch aufzuhängen. Auch B2B-Kunden möchten ein echtes Online-Einkaufserlebnis über die relevanten Touchpoints hinweg. Hierzu sind nicht nur umfassende Produktinformationen, sondern weitergehende Daten, Fakten und Medien nötig, um diese Experience bereitstellen zu können. Last but not least gehen wir davon aus, dass auch das Thema Nachhaltigkeit und Ökologie in 2021 verstärktes Augenmerk erhalten wird. Unternehmen sind aus unserer Sicht gut beraten, sich mit dem Thema der Corporate Digital Responsibility (CDR) und allem, was dazu gehört, intensiv auseinanderzusetzen.
Quelle des Textauszuges: https://www.techdivision.com/lp/e-commerce-und-digital-trends-2021