Handel: Stationär weiter stark – Online wächst rasant
Das EHI Retail Institute ist ein Forschungs- und Beratungsinstitut für den Handel und Partner des E-Commerce Instituts Köln. Der neue Artikel des EHI gibt einen interessanten Überblick auf die Entwicklungen des Online Handels. Klicken Sie hier für mehr Infos!
Lebensmittelhandel und E-Commerce sind Gewinner des Corona-Jahres
Der deutsche Onlinehandel konnte im vergangenen Jahr starke Zuwächse verzeichnen. Begünstigt durch die Corona-Pandemie stieg der Umsatz der Top-1.000-Onlineshops in Deutschland von 51,7 Mrd. Euro im Vorjahr auf 68,8 Mrd. Euro. Dies entspricht einem Wachstum von 33,1 Prozent. Von den Top-20-Onlineshops verzeichneten im Geschäftsjahr 2020 Hornbach mit 86,2 Prozent, Ikea mit 74,3 Prozent und Saturn mit 72,2 Prozent das stärkste Wachstum. Umsatzstärkster Onlineshop ist wenig überraschend weiterhin Branchenprimus Amazon vor Otto und Zalando.
Starke Konzentration im Onlinehandel
Insgesamt zeigen die Daten über die vergangenen Jahre ein erhebliches Wachstum der Top Player und damit verbunden eine starke Konzentration auf dem E-Commerce-Markt. So erwirtschafteten die Top-10-Onlineshops rund 40 Prozent des Gesamtumsatzes der Top-1.000-Onlineshops. Zuletzt hat das EHI den Anteil des gesamten Onlinehandels am Einzelhandel insgesamt auf 15,4 Prozent beziffert.
Marktplätze erstmals im Fokus
Im Fokus der E-Commerce-Studie von EHI und Statista stehen erstmals Marktplätze, auf denen sich vermehrt Anbieter tummeln, die eigene Onlineshops betreiben. Mit 44,8 Prozent sind fast die Hälfte der untersuchten Onlineshops bereits auf Amazon vertreten, immerhin noch 36,3 Prozent sind auf Ebay unterwegs. So ist es nicht verwunderlich, dass diese beiden Marktplätze auch die größten Bruttohandelsvolumen (GMV) in Deutschland haben, schließlich wuchsen Amazon & Co. in den letzten Jahren über ihre Marktplatzhändler besonders stark.
Doch nicht nur große Händler, auch kleine und mittlere Unternehmen bieten ihre Produkte verstärkt über Amazon, Ebay und Kaufland an. Dabei ist der Kundenzugang für Händler ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg. Händler möchten diesen unter keinen Umständen verlieren, sich nicht in Abhängigkeit begeben und in Zukunft kein reiner Warenversender für Plattformen sein. Größere Unternehmen wie Douglas, Fressnapf, Otto und Zalando haben sich bereits selbst zu Plattformen entwickelt oder streben dies in Zukunft an.
Corona erschwert E-Commerce-Prognose
Derweil bleibt die Frage nach der künftigen Entwicklung des deutschen E-Commerce-Marktes weiter ungewiss und wird kurzfristig von der pandemischen Lage, inklusive z.B. Lieferengpässen, abhängen. Für das Jahr 2021 wurde zwar ein geringeres Wachstum als 2020 angenommen, allerdings ein stärkeres Wachstum als in den Jahren vor der Corona-Pandemie. Für ein gebremstes Wachstum könnte sprechen, dass Kund:innen nach dem Ende der Corona-Maßnahmen wieder verstärkt den stationären Handel aufsuchen wollen. Fest steht: Corona beschleunigte die Veränderungen im Handel. Während der Umsatz des Onlinehandels rasant wuchs, kämpfte ein Teil des stationären Handels mit Lockdown-bedingten Umsatz- und Frequenzverlusten.
Stationäre Vertriebslinien mit mehr Umsatz
Auch wenn das Corona-Jahr dem Onlinehandel einen Boom beschert hat, so ist der Einzelhandel insgesamt weiterhin durch den stationären Vertrieb geprägt. Allein die Top-4-Vertriebslinien des stationären Einzelhandels generieren mit 93 Mrd. Euro mehr Umsatz als der gesamte Onlinehandel in Deutschland. Insgesamt erwirtschafteten die Top-1.000 stationären Vertriebslinien einen Netto-Umsatz von über 300 Mrd. Euro im Jahr 2020, was fast 60 Prozent des gesamten Einzelhandels entspricht. Neben dem Onlinehandel profitierte insbesondere der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) im Corona-Jahr. Zwar ist die Anzahl der Verkaufsstellen des LEH um 3,6 Prozent geschrumpft, dafür aber der Umsatz um den gleichen Prozentsatz gestiegen. Wie stark der LEH ist, zeigt der hohe Anteil von 60 Prozent in den Top-1.000-Umsätzen. Daneben ist der DIY-Markt im Jahr 2020 stark gewachsen, dessen überdurchschnittliche Steigerungsrate von 14 Prozent auf die frühen Lockdown-Lockerungen für die Bau- und Gartenmärkte zurückzuführen ist. Außerdem hat der Cocooning-Trend die Menschen motiviert, es sich in den eigenen vier Wänden gemütlich zu machen. Unter den Top 1.000 befinden sich 176 Filialisten aus der Branche DIY & Einrichten, die 15,7 Prozent des gesamten Einzelhandelsumsatzes der Top 1.000 erwirtschafteten. Es wird also spannend zu sehen sein, in welche Richtung sich der Handel im kommenden Jahr entwickelt.
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