Auslandssemester am Times Square

Auslandssemester am Times Square

Hochschule Fresenius eröffnet Studienzentrum in New York mit 70 deutschen Studenten

 

 

Wenn Malte Huster (22) derzeit morgens zur Vorlesung aufbricht, dann startet er in einem der größten Schmelztiegel der Welt. Im Rücken die Wolkenkratzer des New Yorker Financial Districts, läuft er an den Gemüseläden und Garküchen Chinatowns entlang, bis er Little Italy erreicht. Noch vor dem ersten Seminar hört er kantonesische Musik, sieht Mahjong-Spielger, die ihre Steine über das Brett sausen lassen. In der Grand Street steigt Huster in die Subway, wo man zur morgendlichen Hauptverkehrszeit dicht gedrängt wie in einer Sardinenbüchse steht. Dann geht es ab nach Midtown, zur 41. Straße, ganz in der Nähe des Empire State Buildings und der Grand Central Station. Das Rockefeller Center ist nicht weit und auch nicht der Times Square.

„New York ist der pure Wahnsinn, ich bin völlig überwältigt“, sagt Huster.

 

Willkommen in der Stadt der Superlative. Die Stadt, in der 8,5 Millionen Einwohner 800 unterschiedliche Sprachen sprechen. Die Stadt, an deren Börse bis zu sieben Milliarden Wertpapiere gehandelt werden. Die Stadt mit 500 Galerien, 18 000 Restaurants und 50 Millionen Touristen. Nebenbei ist die Metropole auch eine der größten Wissenszentren weltweit. Hunderttausende Studenten lernen an mehr als 100 Colleges und Universitäten. Zu ihnen zählt nun auch die Hochschule Fresenius, die seit vergangenem Dienstag eine eigene Dependance im Big Apple mit 70 Studenten, darunter Malte Huster, unterhält. Offiziell wurde die neue Zweigstelle von Ehrenpräsident Ludwig Fresenius, Präsident Botho von Portatius und dem Leiter des Berkeley College, Michael Smith, eröffnet.

Ziel sei es, den internationalen Blick der Studenten zu schärfen: „Wir wollen sie mit anderen Kulturen verknoten“ sagt Fresenius. „Wer drei Monate in New York war, den erschreckt nichts mehr.“

Schon seit Jahren will die Hochschule Fresenius in die USA expandieren.

„New York stand ganz oben bei uns auf der Agenda“, sagt Vize-Präsident Marcus Pradel. Anfangs habe die Hochschule, die ihren Hauptsitz im hessischen Idstein hat und in Köln eine Zweigstelle führt, aber Probleme gehabt, einen New Yorker Partner zu finden. “ Die Amerikaner taten sich mit dem deutschen Fachhochschulsystem schwer“ sagt Pradel. Aufgeben kam aber nicht in Frage: „Wir haben uns gesagt: Dann machen wir es eben selbst.“

Die ersten Auslandssemester wurden in angemieteten Seminarräumen mit amerikanischen Professoren durchgeführt.

Die Hartnäckigkeit zahlte sich aus: Mit dem Berkeley College und der Pace University konnte die Hochschule zwei renommierte Partner gewinnen. Bei Berkeley lernten in den vergangenen Jahren bereits etwa 200 Fresenius-Studenten im Jahr. Nachdem die deutsche Hochschule ein eigenes Studienzentrum in der 15. Etage des Berkeley Colleges eingerichtet hat, können ihre Studenten nun in New York Kurse in vier Studiengängen – Personalpsychologie, Marketing Management, Controlling und Tourismus – belegen, die auf ihr Studium in Deutschland angerechnet werden. Außerdem sollen am neuen Standort Summer Schools der Hochschule Fresenius und ihrer Partner wie der Handelshochschule Leipzig stattfinden. Langfristig solle das Studienzentrum auch für amerikanische Studenten geöffnet werden, so Pradel.

 

Der Kölner Malte Huster will nicht nur Studienpunkte sammeln, sondern auch seine Sprachkenntnisse erweitern und seine Vita aufpeppen.

„Mit New York im Lebenslauf hat man auf dem Arbeitsmarkt viel bessere Chancen“, sagt der Student, der International Business Administration lernt und einmal in einem großen Unternehmen arbeiten will.

In der US-Metropole will Huster neue Ideen aufschnappen, die man nach Deutschland importieren kann, um ein Start-up zu gründen. Eindrücke gibt es genug: Die Leute seien offen, so Huster.

„Ich bin auf den Basketball-Court gegangen und durfte sofort mitspielen.“

Andererseits sei er erstaunt, wie viele arme Menschen es in der Stadt gebe.

Billig wird das Semester nicht, denn außer den Studiengebühren für die private Hochschule Fresenius muss er für das Auslandssemester 4000 Dollar zahlen. Und dann sind da noch die Kosten für Essen und Miete in einer der teuersten Städte der Welt. Allein für ein 22 Quadratmeter-Zimmer in Chinatown, das er mit einem anderen deutschen Studenten teilt, zahlt er 3075 Dollar und hat nicht einmal ein richtiges Bett. „Ich schlafe auf der Couch.“

 

Maltes New York Abenteuer auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=5uqp8nZjYUI

Mehr Infos über das Auslandssemester der HS Fresenius in New York : https://international.hs-fresenius.de/auslandssemester-in-new-york/

 

Artikel: Kölner Stadtanzeiger 12. April, 2016, von Dirk Riße