Alibaba und Amazon: Blick auf die Entwicklung vor und während der Corona-Pandemie

Alibaba und Amazon: Blick auf die Entwicklung vor und während der Corona-Pandemie

Amazon und Alibaba im Vergleich

Der US-Internetkonzern Amazon aus Seattle hat sich in der letzten Dekade zur Nummer Eins im europäischen und amerikanischen E-Commerce entwickelt. Täglich machen sich Millionen Pakete aus den weltweit operierenden Lagern auf den Weg zur Kundschaft. Der weltweite Gesamtumsatz des Online-Riesen betrug im Geschäftsjahr 2019 mehr als 280 Milliarden US-Dollar. Auch der Börsenwert hat die magische Grenze von 1 Billion Dollar längst überschritten und steht im August 2020 bei knapp 1.600 Milliarden US-Dollar.

Das Pendant kommt aus China und heißt Alibaba. Bekannt ist der Online-Händler mit Hauptsitz in Hangzhou hierzulande vor allem über seine Online-Plattformen Aliexpress, Taobao sowie das Online-Bezahlsystem Alipay. Im Heimatmarkt China, dem größten Online-Markt weltweit, erzielt Alibaba über zwei Drittel seines Gesamtumsatzes.

Amazon setzt viermal so viel um wie Alibaba

Mit Blick auf die weltweiten Umsätze steht Alibaba noch weit hinter Amazon. Knapp 72 Milliarden US-Dollar setzten die Chinesen im Geschäftsjahr 2019 um, dies entspricht einem Viertel der Gesamtumsätze Amazons. Und auch die Marktkapitalisierung ist mit gut 670 Milliarden US-Dollar halb so hoch wie die des US-Konkurrenten. Die aktuelle Geschäftsentwicklung und der Umgang beider Unternehmen mit den Herausforderungen der Corona-Krise zeigt ein Vergleich der neuesten Quartalszahlen der beiden Konzerne.

Kräftiges Wachstum im Corona-Quartal

Ende Juli veröffentlichte Amazon seine Zahlen für das zweite Quartal des Geschäftsjahres 2020. Zwischen April und Juni wuchs der Umsatz des US-amerikanischen Online-Händlers um 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 89 Milliarden US-Dollar. Zum Wachstum trug insbesondere die E-Commerce-Plattform mit einem Umsatzplus von 49 Prozent auf 45,9 Milliarden US-Dollar bei.

Ähnlich dem ersten Quartal war auch das zweite Quartal 2020 von der weltweiten Ausbreitung des neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 geprägt. Die in vielen Präsenzländern getroffenen Infektionsschutz-Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie – von Kontaktbeschränkungen über Ausgangssperren bis Geschäftsschließungen – verstärkten nicht nur den Trend zum Online-Shopping, sondern auch den Trend zur Heimarbeit.

Cloud-Geschäft als Wachstumstreiber

Da immer häufiger von zu Hause gearbeitet wurde, profitierte das Cloud-Geschäft des US-Internetkonzerns. Allein mit seiner Cloud-Computing-Sparte AWS erzielte Amazon 12 Prozent seiner Umsätze, insgesamt 10,8 Milliarden US-Dollar, wobei sich das Wachstum im Vergleich zu den Vorquartalen leicht abschwächte. Gegenüber dem Vorjahresquartal wuchs das Segment im zweiten Quartal um 29 Prozent. Im ersten Quartal betrug die Wachstumsrate noch 37 Prozent.

Auch Alibaba gehört wie Amazon zu den Gewinnern der Corona-Pandemie. Dabei ähnelt die Entwicklung bei Alibaba derjenigen von Amazon. In China begegnete man der Ausbreitung der Pandemie schon frühzeitig mit harten Lockdown-Maßnahmen. Der auch im Reich der Mitte verstärkte Trend zum Online-Shopping und Homeoffice bescherte Alibaba im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2020/2021 (1. April 2020 bis zum 30. Juni 2020) ein kräftiges Umsatzplus von 34 Prozent auf 21,8 Milliarden US-Dollar. Ähnlich wie bei Amazon legte das Cloud-Geschäft besonders stark zu. Der Umsatz in diesem Segment wuchs um knapp 60 Prozent zum Vorjahresquartal auf 1,7 Milliarden US-Dollar.

Starkes Quartalsergebnis trotz coronabedingter Mehrkosten  

Beim Nettoergebnis konnte Alibaba im vergangenen Quartal seinen Konkurrenten übertreffen. Der Gewinn des chinesischen Konzerns belief sich auf 6,57 Milliarden US-Dollar – etwa 25 Prozent mehr als das Ergebnis von Amazon und 135 Mal so viel wie der eigene Gewinn aus dem vierten Quartal des abgelaufenen Geschäftsjahres. Für den Zeitraum vom 1. Januar bis zum 31. März 2020 verbuchte Alibaba einen Gewinn von 49 Millionen US-Dollar. Amazon konnte  zwischen April und Juni trotz hoher coronabedingter Mehrkosten in Höhe von 4,0 Milliarden US-Dollar für zusätzliche Sicherheitsausrüstung, laufende Covid-19 Tests und Lagerschließungen und Lieferengpässe seinen Nettogewinn im Vergleich zum Vorquartal und zum Vorjahreszeitraum auf 5,24 Milliarden US-Dollar mehr als verdoppeln.

Tausende neue Mitarbeiter

Auf die zusätzliche Nachfrage im Online-Geschäft antwortete Amazon seit März mit der Einstellung von 175.000 neuen Mitarbeitern, von denen 125.000 dauerhaft beschäftigt bleiben sollen. Auch Alibaba will nach eigenen Angaben bis zum Ende des laufenden Jahres 5.000 neue Stellen schaffen. Alibaba bleibt aber abhängiger von einer stabilen Entwicklung auf dem Heimatmarkt. Im Gegensatz zu Amazon, das ein Viertel seiner Umsätze außerhalb Nordamerikas erzielt, kommt bei Alibaba lediglich ein Anteil von 7 Prozent aus dem Ausland.

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