E-Learning Geschäftsmodelle
E-Learning ist der „Rising Star“ im Online-Sektor, Bildung ein weiterer Sektor in Wirtschaft und Gesellschaft, der von der Digitalisierung verändert wird, vielleicht sogar durch einen Tsunami, wie der Stanford-Präsident Hennessee prophezeit. In diesem Beitrag werden einige Grundzüge möglicher Geschäftsmodelle skizziert. Dabei geht es um Innovation auf der einen Seite, auf der anderen Seite um Berücksichtigung einiger Besonderheiten, die Bildung als Dienstleistung mit sich bringt.
E-Learning Geschäftsmodelle – die Besonderheiten
In den sich demographisch verändernden Gesellschaften des Westens ist Bildung in Politik und Wirtschaft ein Mantra, das in keinem Wahlprogramm oder Grundsatzrede fehlt. Bildung soll für qualifizierte Arbeitskräfte sorgen, an denen es jetzt schon erheblich mangelt. Bei der Umsetzung von Bildung mangelt es dann allerdings an einem wesentlichen Punkt: der Finanzierung von Bildung.
Sehr frei nach Karl Valentin ließe sich also sagen: Bildung ist schön, kostet aber viel Geld. Und auch im 4-Quadranten-Schema von Steven Coveys „7 Habits of Highly Effective People“ ist Bildung bedroht: Sie ist wichtig aber nicht dringend, daher wird sie gerne auf die lange Bank geschoben. In der Weiterbildung führt das häufig zu folgender Konstellation: Geht es der Wirtschaft gut, scheuen Unternehmen den zeitlichen Einsatz, den Weiterbildung erfordert, es gibt ja viel Arbeit. Wenn dann in wirtschaftlich schlechteren Zeiten mehr Zeit verfügbar ist, fehlt das Geld, um Weiterbildung zu finanzieren.
Schlechte Voraussetzungen also, um eine Boom-Branche zu werden, oder?
E-Learning Geschäftsmodelle – die Chancen
Es muss also bei der Entwicklung von der E-Learning Geschäftsmodelle darum gehen, die strukturellen Schwächen des Bildungssektors zu überwinden und die technologischen Möglichkeiten des Internet so einzusetzen, dass Bildung attraktiver und effizienter wird. Welche Probleme sind dabei zu überwinden?
Bildung muss zugänglicher werden
Der Zugang zur Bildung im klassischen Bildungssystem in vielen Ländern ist nicht sonderlich flexibel, gerade in Deutschland gibt es im dreigliedrigen (Hoch)Schulsystem viele Schranken, die Zugänge zu Bildung versperren. Das Internet bringt die Chance, Bildungsinhalte schrankenlos verfügbar zu machen und damit Märkte zu vergrößern. Diese Liberalisierung und Demokratisierung der Bildung liegt als Grundgedanke den MOOCs, also den Massive Open Online Courses zu Grunde, wie sie bei Udacity, der Khan Academy oder EDX bereits angeboten werden.
Bildung muss günstiger werden
Natürlich: Bildung ist teuer, gute Bildung ist sogar sehr teuer. Das heißt aber nicht, dass im Bildungssektor nicht auch ökonomische Mechanismen umgesetzt werden können, die auch in anderen Bereichen der Wirtschaft zu erheblichen Effizienzsteigerungen geführt haben. Die Rede ist von Skaleneffekten, die bei der Digitalisierung von Gütern, Dienstleistungen und Inhalten greifen und die es ermöglichen, attraktive Inhalte zu deutlich geringeren Kosten zu verbreiten. Diese Skaleneffekte leisten einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur digitalen Revolution. Software, Texte, Musik, Bilder, Video und auch Lehr- und Lernformate können mehrfach genutzt und quasi kostenlos verbreitet werden. Wenn Change-Prozesse effektiv umgesetzt werden, können freiwerdende Ressourcen zur Steigerung der Qualität der Inhalte herangezogen werden.
Bildung muss attraktiver werden
Konventionelle Bildungsformate, Vorlesungen und Frontalunterricht in Schulen stammen aus der vorindustriellen Zeit und haben daher glücklicher Weise an vielen Stellen schon einen Paradigmenwechsel erfahren. Es geht bei der Entwicklung der E-Learning Geschäftsmodelle immer häufiger darum, sozial interaktiv zu lernen. Dazu leisten digitale Lehr- und Lernformate einen wesentlichen Beitrag, denn sie entsprechen der Mediennutzung junger Leute. Die sind immer online, mobile Geräte stellen das Zentrum ihrer Kommunikation dar und müssen daher auch mehr Raum in der Schul- und Hochschullehre finden.
Bildung muss mehr Wertschöpfung bringen
Es ist also Zeit, Bildung zu entstauben und ihr die „Zöpfe abzuschneiden“. Flexiblere und effizientere Bildungsprozesse, die zugleich transparenter, kommunikativer und offener sind, bieten viele Anknüpfungspunkte, um stärker als bisher Wertschöpfung zu realisieren und auch schneller zu monetarisieren. In der Weiterbildung kann Bildung einen „Business impact“ haben, weil die Weiterbildungsformate konkrete Antworte auf unternehmerische Probleme bieten. In der Hochschulbildung können Tutorials oder Erklärvideos, Lernapps oder auch Online-Sprechstunden zu zusätzlichen Einnahmen führen, die helfen, die Qualität der Hochschullehre insgesamt zu steigern. Voraussetzung sind passende Geschäftsmodelle, die neue, zusätzliche Problemlösungs-Muster -„Patterns“ bieten.
E-Learning Geschäftsmodelle – die „Patterns“
In dem populären Buch „Business Model Generation“ schaffen es die Autoren Osterwalder und Pigneur, die Modellierung von Geschäftsmodellen sehr anschaulich und nachvollziehbar zu strukturieren. Im Zentrum ihres Modells steht die Value Position, also der Kundennutzen, der für eine spezifische Zielgruppe organisiert wird und zu positiver Wertschöpfung, also Erträgen führt.
Auch neue Geschäftsmodelltypologien werden vorgestellt und im „Business Model Canvas“ abgebildet. Die wichtigsten Modelle, die durch die digitale Revolution nenneswerte Verbreitung erfahren haben, sind das Freemium-Modell, das Unbundled-Modell und das Both-Sided-Modell. Es geht bei diesen Modellen jeweils darum, durch Flexibilisierung und Veränderungen in konventionellen Geschäftsmodellen, Freiheitsgrade zu nutzen, die zu zusätzlichen Erträgen und zu zusätzlicher Monetarisierung führen.
Für E-Learning-Geschäftsmodelle geht es genau darum, diese spannenden Ansätze umzusetzen und mit Hilfe digitaler Technologien „in die Fläche“ zu bringen. Es ist Pionierzeit im Bildungssektor!
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