1 Tag im Metaverse im Jahre 2035
Unsere Protagonistin ist Mia, 25 Jahre alt. Wie sieht ihr Tag genau aus?
8 Uhr: Mia steht auf, sie wird von ihrem Schlafzimmer geweckt, sie setzt ihre intelligente Datenbrille auf, welche die Realität mit dem Metaverse verbindet. Sie befindet sich in der Gesundheitsanwendung ihrer Heim-Umgebung. Sie wird gefragt, ob sie sich die Auswertung ihres Schlafs heute Nacht ansehen möchte. Das möchte Mia nicht, denn ihre Familie erwartet sie schon zu einem kurzen Austausch. Das anstehende Familienfest wird geplant. Sie verlässt also die Gesundheitsanwendung und geht in den Familienraum. Sie befindet sich im Garten ihres Elternhauses, dort haben sich schon ihre Geschwister, ihre Eltern und deren neue Partner eingefunden. Im digitalen Garten ist es Sommer, obwohl es eigentlich Januar ist. Mias Bruder ist eher der Winter-Typ, er sieht den Garten also in Schnee gehüllt.
Was Mia von Anfang an sehen kann: hinter Dr. Masala steckt keine echte Person, sie ist eine Künstliche Intelligenz
Um 8.30 Uhr hat Mia einen Arzttermin, sie verlässt den Garten und geht zurück in die Gesundheitsanwendung. Sie hat in den letzten Tagen oft abends Bauchschmerzen und möchte sich Rat holen. Ihr gegenüber sitzt jetzt Dr. Masala. Die Ärtzin stellt ihr einige Fragen und guckt sich nach Mias Zustimmung auch ihre Gesundheitsdaten an. Was Mia von Anfang an sehen kann: hinter Dr. Masala steckt keine echte Person, sie ist eine Künstliche Intelligenz.
Da Mias Bauchschmerzen kein medizinischer Notfall sind, sondern vermutlich mit ihrem Stress wegen dem Familienfest zu tun hat, wird keine echte Ärztin mit der Sache betraut. Sie könnte den Termin allerdings auch mit einer echten Person im digitalen Raum führen, wenn sie das wünscht. Dr. Masala empfiehlt ihr ein Medikament, mit dem es besser werden sollte. Mia bestellt es während des Gesprächs, indem sie mit ihrem Einkaufsbereich spricht. Dort hat sie in den Einstellungen festgelegt, dass lokale Apotheken und Geschäfte zu bevorzugen sind, wenn sie das Präparat führen. Sollte in einem Umkreis von 10 Kilometern kein Geschäft das Medikament haben, wird es bei einem großen Online-Versandhändler bestellt.
9 Uhr: die Arbeit beginnt. Mia begibt sich in ihre Arbeitsumgebung, allerdings verlässt sie dafür nicht das Haus. Womit verdient sie ihr Geld? Mia erspielt in Fortnite verschiedene digitale Güter, die sie dann zu späterem Zeitpunkt wieder gewinnbringend verkauft. Bezahlen kann sie mit verschiedenen Kryptowährungen, die gängigste ist wie schon vor 20 Jahren Bitcoin. Diese Art von bezahlter Arbeit gab es bereits im Jahr 2020.
Heute hat sie Glück: sie konnte einen beliebten Luxussneaker ergattern – genug, um für heute Schluss zu machen, beschließt sie. Den Schuh gibt es nicht nur digital, sondern auch in der Realität. Wer ihn besitzt, bekommt auch die reale Version zugesandt. Das dauert allerdings ein paar Tage, denn die Vorbesitzerin wohnt in Indien.
Shoppinganwendung mit einem Avatar
Es ist jetzt 10 Uhr und Mia hat frei. Sie braucht für das Familienfest noch ein neues Outfit und befragt dazu ihre Shoppinganwendung. Diese Anwendung kennt ihren Geschmack, ihre Größe und kennt ihren aktuellen Kleiderbestand – es soll ja auch passend kombiniert werden. Mia sieht dann verschiedene Videos von Influencerinnen, denen sie folgt. Ein Kleid gefällt ihr, sie klickt auf „an mir ausprobieren“ und sieht ihren digitalen Zwilling, also ihren Avatar in diesem Kleid. Gefällt es ihr? Ja – sie klickt auf Kaufen. Jetzt werden ihr verschiedene Vorschläge gemacht, was sie noch passend dazu kaufen könnte „andere kauften auch…“. Dabei fällt ihr ein, dass ja den tollen neuen Luxussneaker hat.
Sie sagt der Shoppinganwendung, dass sie den neuen Sneaker dazu projizieren soll. Das dauert kurz – die Schnittstellen zwischen den Anwendungen funktionieren auch im Jahr 2035 manchmal noch nicht richtig. Während der Sneaker lädt, schaut sie sich die Kommentare ihrer Freunde an – die meisten sind begeistert über ihren neuen Fang. „kann ich mir den mal ausleihen?“ fragt der Avatar einer Bekannten. Mia möchte den Sneaker aber eigentlich nicht tragen, denn er ist noch nie getragen worden und bringt in diesem Zustand den meisten Profit. Sie sieht ihn als Investment – allerdings würde er so gut zum neuen Kleid passen! Diese Entscheidung möchte sie treffen, wenn beides in Realität angekommen ist.
12 Uhr – Zum Mittagessen hat sie sich in der echten Realität mit einem Freund verabredet. Dazu nimmt sie ihre Datenbrille ab und geht in das vereinbarte Restaurant. Manchmal möchte man eben nicht unterbrochen werden und sie will heute nicht unbedingt die Herkunft und Lieferkette ihres Mittagessens erklärt bekommen.
Nach dem Mittagessen geht sie in den Park und genießt den sonnigen Tag. Als sie an einer Straßenmusik-Band vorbeikommt, möchte sie mehr über das Ensemble erfahren. Sie setzt wieder ihre Brille auf und erfährt, dass schon zwei ihrer Freunde mal auf einem Online-Konzert waren. Ein guter Grund, mal wieder Kontakt mit ihrer Freundin Ella aufzunehmen. Sie sprechen kurz miteinander und verabreden sich zum nächsten Termin der Band. Sie setzt die Brille wieder ab und spaziert weiter durch den Park.
Virtuelle Konzerte – Willkommen in der Zukunft
20 Uhr – Mia liebt Musik und Konzerte. Auch heute Abend ist sie zum digitalen Konzert verabredet – mit Freunden aus der ganzen Welt. Viele davon hat sie noch nie in Realität gesehen. In dem Konzertraum sprechen alle Mias Sprache, obwohl alle unterschiedliche Muttersprachen haben. Eine Künstliche Intelligenz übersetzt alles in Echtzeit – doch davon bemerkt man nichts. Die Übersetzung läuft im Hintergrund der Anwendung. Das Konzert ist keine Aufzeichnung – es findet tatsächlich gerade statt und es nehmen über 2000 Menschen aus der ganzen Welt teil. Oft kommen Leute in den Raum, verweilen etwas und gehen dann wieder raus. Manchen gefällt die Band eben nicht so gut wie Mia! Sie bleibt aber bis zum Schluss und genießt die Musik.
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