Wie der Versandhandel sich neu erfinden sollte

Wie der Versandhandel sich neu erfinden sollte

Vom Kultkatalog zur Shopping-App mit integriertem Online-Marktplatz – Otto hat den digitalen Wandel erfolgreich gemeistert. Doch der Versandhandel steht vor wachsender Konkurrenz aus China.

Wer beim Namen Otto noch an klassischen Versandhandel denkt, liegt definitiv daneben. Der traditionelle Versandhandel gehört längst der Vergangenheit an. Obwohl der Name Otto vielleicht alte Klischees weckt, ist Deutschlands größter Online-Shop heute so modern wie ein Technologieunternehmen, und die Otto Group hat sich zu einem globalen Konzern mit 50.000 Beschäftigten entwickelt. In Deutschland zählen die Versandhäuser Baur, Heine, About You, Bon Prix sowie der Einzelhändler Manufactum zum Unternehmen, das nun seinen 75. Geburtstag feiert. Auch Finanz- und Servicedienstleistungen sind mittlerweile Teil des Portfolios.

Versandhandel: Die Otto-Katalog-Ära endete 2018

Marc Opelt, Vorsitzender des Bereichsvorstands bei Otto, sagt: „75 Jahre sind eine stolze Zahl, und trotzdem war Otto noch nie so jung wie heute. Ich kenne kein deutsches Handelsunternehmen, das eine so beeindruckende Transformation hingelegt hat.“ Otto hat sich immer wieder weiterentwickelt und neu erfunden: vom Katalogversender zum Online-Shop und schließlich zur Plattform.

Der Kultkatalog von Otto, der bis zu 1.000 Seiten und 60.000 Artikel umfasste, wurde bis 2018 noch gedruckt. Heute ist der Versandhandel jedoch zu E-Commerce geworden, der vollständig vom Marketing bestimmt wird. Christoph Wenk-Fischer, Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland, erklärt:

Künstliche Intelligenz verändert den Online-Handel

Automatisierte Displaywerbung erreicht Kunden immer präziser und auf allen Social-Media-Plattformen, auch bei Otto. Hightech-Marketing und Künstliche Intelligenz sind längst fester Bestandteil des Werkzeugkastens des Online-Händlers, der bereits 1995 die Ära des Internethandels einläutete und damals ein Vorreiter der Branche war.

Doch die Branche durchlebt derzeit schwierige Zeiten. Nach dem Boom durch die Corona-Pandemie folgte ein Einbruch, und in den letzten zwei Jahren musste der Otto-Konzern Verluste hinnehmen.

Dennoch sieht sich Otto gut für die Zukunft aufgestellt: Die Kernmarke Otto.de soll künftig zur Plattform werden, auf der auch externe Händler vertreten sind. Allerdings gelten dabei strenge Standards und Regeln, die den Konzern als nachhaltige Alternative zu Amazon positionieren sollen. Zugelassen werden nur Anbieter, die bestimmte Anforderungen erfüllen und eine Präsenz in Europa haben.

Zunehmende Konkurrenz durch chinesische Firmen

Neben Amazon machen heute auch chinesische Wettbewerber wie Temu und Shein den europäischen Online-Händlern das Leben schwer und gewinnen stetig Marktanteile. Europäische Standards scheinen den asiatischen Rivalen oft egal zu sein – Sicherheitsvorschriften und Nachhaltigkeit spielen dort kaum eine Rolle. Otto hingegen verankerte bereits 1986 den Umweltschutz als Unternehmensziel, trennte Müll, verbannte Pelze und schädliche Lacke aus dem Sortiment.

Welchen Einfluss TikTok auf den Versandhandel hat und welche Rolle Nachhaltigkeit spielt, das lesen Sie im Originalbeitrag des ZDFs.

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