Spielerisch verändern, weiterbilden und Teams stärken
Der Spieltrieb des Menschen hat viele Facetten. Schon vor über 150.000 Jahren spielten wir Menschen, was durch Beigaben von Spielzeugen in Gräbern von Menschen nachgewiesen wurde. Früher habe ich im Business aber sinngemäß häufiger gehört „bei uns spielen wir nicht, das ist hier kein Kindergarten“. Und das obwohl schon Friedrich Schiller das Zitat „Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt“ geprägt hatte. Aber in den letzten Jahren sind wir mehr und mehr einer offeneren Haltung gegenüber der Verwendung von Spielen im Business begegnet.
Wie man den Spieltrieb nutzen kann
Doch was ist der Spieltrieb? Unter Spieltrieb versteht man allgemein eine intrinsische Motivation für das Spielen, die beim Menschen und bei höher entwickelten Tiergattungen zu beobachten ist. Der sogenannte „Spieltrieb“ wird der Trieb- und Instinkttheorie zugeordnet. Es handelt sich also um ein Sozialverhalten, das bei Säugetieren angeboren ist. Aber nicht nur Kinder spielen, und dies auch nicht nur zum Spaß. Rolf Örter liefert in seiner Veröffentlichung „Die Psychologie des Spiels“ weitere interessante Hintergründe und geht dabei auch auf unterschiedliche Spielformen bei Kindern ein. Inzwischen gilt es in der Wissenschaft als erwiesen, dass auch Erwachsene durch das Spielen besser in der Lage sind, ihre Potenziale zu entfalten. Dies hängt damit zusammen, dass das Gehirn beim Spielen zur Hochform aufläuft, weil sich viele Gehirnzellen neu vernetzen. Außerdem werden heutige Schlüsselkompetenzen wie die Kreativität stimuliert – selbst bei Computerspielen, die vor allem die auditiven und visuellen Sinneswahrnehmungen ansprechen.
Funktionieren Spiele auch im Business?
Als 4-advice haben wir Ende der 2000er Jahre begonnen, uns intensiv mit Spielen – u.a. in Projekten für Computerspielanbieter – auseinanderzusetzen. Dabei haben wir gelernt, wie stark Spielmechanismen sind und wie man sich diese im Business durch die sogenannte „Gamification“ zu Nutze machen kann: Gamification bezeichnet die Nutzung von Spielmechanismen im Nicht-Spiel Kontext, also auch im Business. Die Stärke der Wirksamkeit von spielerischen Methoden haben wir in vielen Projekten unter Beweis stellen können. So hat uns beispielsweise eine „Spiele Olympiade“ bei einem DAX-Konzern sehr geholfen, die sonst nicht immer als Top-Thema wahrgenommene Informationssicherheit im Bewusstsein der Mitarbeiter zu verankern. Spiele können nicht nur als „Ice Breaker“ oder Aktivierung von Workshopteilnehmer im „Nach-dem-Mittagessen-Koma“ eingesetzt werden, denn sie können viel mehr als das – wenn man nur etwas mehr Aufwand und Liebe zum Detail in ihre Entwicklung investiert.
Business Inhalt + Escape Room Spielprinzip = Business Escape Room
Auf Basis unserer Erfahrungen aus vielen verschiedenen Projekten haben wir einst beschlossen, das populäre Escape Room Spielprinzip für das Business zu adaptieren. Und der Erfolg war absolut durchschlagend. So konnten wir bei verschiedenen Kunden beobachten, dass unsere „Business Escape Rooms“ auch sonst eher ungeliebte Inhalte fantastisch transportieren und Interesse wecken. Und das ganz unabhängig vom Management-Level. Das Vorurteil, dass Top-Manager oder Vorstände solche Formate ablehnen, konnten wir so entkräften. Und das ist ja auch logisch – denn jeder von uns hat den Spieltrieb in sich. Ganz egal wie jung, wie alt oder wie rational verklärt durch die täglichen Anforderungen im Job. Natürlich gibt es Menschen, die eine höhere Affinität für Spiele haben, als andere – aber der Spieltrieb packt so ziemlich jeden Teilnehmer, wenn er sich die Zeit für diese immersive Erfahrung eines Business Escape Rooms nimmt. Und durch die Kombination von Business Inhalten mit dem Escape Game Spielmechanismus, wird aus dem „Spiel für den Spaß“ auf einmal eine für das Business sinn- und nutzenstiftende Session, in der man neben Spaß und Spiel auch noch etwas lernt, Ziele erreicht oder die Lösung schwieriger Business-Herausforderungen unter Zeitdruck simuliert.
Inhalte und Formate – offline, online und hybrid
Gestartet sind auch wir mit einer analogen Experience. Unsere ersten Escape Rooms waren solche, die wir vor Ort beim Kunden im Rahmen unserer Beratungsprojekte gespielt haben. Wie in so vielen anderen Lebensbereichen auch, war die COVID-19 Pandemie auch hier ein Katalysator für den Siegeszug digitaler Angebote. Seither bieten wir alle Business Escape Rooms auch als Online Variante an. Glücklicherweise hatten wir schon seit über 10 Jahren Erfahrung mit der Digitalisierung von Beratungsangeboten, sodass die Digitalisierung des Formats in Design Sprints sehr schnell möglich war.
Was für die Business Effizienz allerdings nicht zu vernachlässigen ist, ist die Notwendigkeit der Moderation durch einen echten Menschen. Und der sollte eben auch Ahnung vom Business haben. So schaffen wir Business Escape Rooms vor allem in unseren Kernkompetenzbereichen Digitalisierung, Change und Innovation. Wir bieten beispielsweise einige Inhalte unserer Vorlesungen „Digital Innovation“ und „Digital Transformation“ an der Hochschule Fresenius in Escape Room Formaten an. Dies gilt auch für Inhalte aus unseren berufsbegleitenden, bundeseinheitlichen Zertifikatslehrgänge an den deutschen Industrie- und Handelskammern wie dem „Digitalen Innovations- und Produktmanager“ oder dem „Digital Change Manager. Das kan als Teil von Onboardings oder internen Weiterbildungsprogrammen, beispielsweise für Nachwuchsführungskräfte oder die sogenannten „High Potentials“ umgesetzt werden. Natürlich entwickeln wir unter Zuhilfenahme der fachlichen Expertise unserer Kunden auch für deren individuellen Themen spezifische Business Escape Rooms. Inzwischen sind wir in der Lage solche Projekte innerhalb von nur 6 Wochen von der initialen Idee bis zum Launch umzusetzen – was im Vergleich zu üblicher Weise 9 oder mehr Monaten Entwicklungszeit für neue digitale Produkte oder Services einen signifikanten Gewinn in punkto Time-to-Market sowie Zeit- und Kostenersparnis der involvierten internen Mitarbeiter darstellt. Auch das Format des Design Sprints ist Teil unserer Lehre an der Hochschule Fresenius.
Wenn Kunden dies wünschen, können wir gemeinsam mit unseren Partnern auch voll skalierbare, reine Onlineformate für unsere Kunden konzipieren und in die Tat umsetzen – auch wenn diese in punkto Wirksamkeit keine ganz so starken Effekte haben, wie eine moderierte Lösung. Dem stehen aber die Vorteile einer digitalen, kostengünstigen Skalierbarkeit für viele tausend Teilnehmer entgegen. Gerade wenn die Hauptzielsetzung eines Business Escape Room Projekts vor allem die Bewußtsreinssteigerung der Mitarbeiter für ein bestimmtes Thema ist, können auch unmoderierte Online-Varianten als sogenannte „Serious Games“, also Lernspiele für Erwachsene, interessant sein.
Welches Format das Richtige für ein Unternehmen ist, hängt von dessen individuellen Bedürfnissen und Zielsetzungen ab, die es zu Beginn eines Business Escape Room Projekts immer zu bewerten und abzuwägen gilt.
Anwendungsfälle
Da der Erfolg des Formats bei unseren Kunden so groß war, haben wir uns auch die Markenrechte am Business Escape Room gesichert. Denn uns ist es auch wichtig, den Unterschied zu klassischen Entertainment Escape Rooms deutlich zu machen. Nur wer Ahnung vom Business der Teilnehmenden hat und für sie relevante Inhalte ins Zentrum der spielerischen Erfahrung stellt, hat den Effekt, dass die investierte Zeit kein „Spielen um des Spielens Willen“ ist, sondern sinnvoll investierte Zeit. Diese geht weit über die sicherlich sehr positiven, immanenten Teambuildingeffekte hinaus. Und genau das unterscheidet die Business Escape Rooms von klassischen, auf Unterhaltung fokussierten Escape Room Angeboten. Durch die Kombination mit einer kompetenten Moderation und die Einbettung in Workshops, Projekte und Seminare gewinnt das Format massiv an Effektivität und kann erst so seine volle Wirkung als Beitrag zur Erreichung der Unternehmensziele entfalten.
Business-Nutzen
Wenn schon das Format begeistert, lässt sich der Inhalt einfacher transportieren. Und die Teilnehmer sind stärker motiviert – der Funke springt über und genau das spürt man geradezu in einem Business Escape Rooms. Wenn die Teilnehmer „Feuer und Flamme“ sind, lassen durch die vielen angesprochenen Sinneswahrnehmungen erlernte Inhalte oder gemeinsam erreichte Erfolge auch stärker im Gedächtnis verankern. Diese Mechanismen nutzen wir.
Wie sich so etwas anfühlt und aussieht, sehen Sie in diesem Video. Für die vielen unterschiedlichen Anwendungsfälle im Business, haben wir jeweils eigene Webseiten, wie z.B. die für den Zielrichtungs-/ Purpose-Workshop. Auf spielerischveraendern.de finden Sie einen Überblick. Falls Sie sich als potenzieller Kunde dafür interessieren, unsere Online Varianten der Business Escape Rooms kennenzulernen, so bieten wir Ihnen gerne eine Testspiel-Session an. Weiterhin sind viele andere Anwendungsfälle möglich. So haben wir das Spielprinzip bereits erfolgreich für Teambuilding, als Seminar, zum Onboarding neuer Mitarbeiter, als Workshop und im Change Management eingesetzt. Und dem werden noch viele weitere Anwendungsfälle folgen – einige davon sind bereits in Arbeit.
Trauen auch Sie sich, neue und innovative, spielerische Formate umzusetzen – es lohnt sich für alle Beteiligten.
Autor: Simon Schoop
Unternehmen: 4-advice
Simon Schoop ist Gründer und Geschäftsführer der 4-advice, Digital Change & Innovation Unternehmensberatung in Bonn und seit Anfang 2016 als Dozent für Digital Innovation und Digital Transformation an der Hochschule Fresenius tätig. Seine Firma 4-advice ist Wegbereiter für digitalen Change &Innovation aus dem Rheinland.