Personal-Abbau bei Ebay – das Interview auf SWR

Personal-Abbau bei Ebay – das Interview auf SWR

Die Handelsplattform Ebay baut tausend Jobs ab – zur Begründung heißt es, der Personalbestand und die Ausgaben seien schneller gewachsen als das Geschäft. Und auch bei anderen Online-Händlern gab es zuletzt viele Entlassungen. Was ist da los? Für Richard C. Geibel, Geschäftsführer des E-Commerce Institut Köln, ist klar eine Folge des abklingenden Booms der Corona-Zeit. Lesen Sie im folgenden das Interview. Das Gespräch als Audio finden Sie auf SWR.de.

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Bildquelle: pixabay.com

SWR, Christian Rönspies: Herr Geibel, liegt das an neuen Billig-Online-Anbietern wie Temu oder Shein, oder steckt da etwas anderes dahinter?

Richard C. Geibel: In der Tat sehen wir jetzt zwei Korrekturen. Zum einen muss man sich einfach vorstellen, dass in der Corona Zeit der ganze Bereich E-Commerce enorm gewachsen ist. 2020 um 33% und 2021 dann nochmal um 16%. Und jetzt sieht man, dass die Leute – Gott sei Dank – wieder zurück in die Stores gehen, in die Shops, und es gibt eine leichte Korrektur nach unten. Gleichzeitig ist aber der Trend ungebrochen im Wachstum im E-Commerce, auch im Tec-Bereich. Und der zweite Effekt, den sie gerade angesprochen haben, ist in der Tat, dass die großen chinesischen Anbieter mit ihren – das darf man wohl so sagen – Billigprodukten den Markt aggressiv überschwemmen und das entsprechend zu Korrekturen führt bei den anderen Anbietern.

Christian Rönspies: Wie steht Ebay aus ihrer Sicht aktuell da im Vergleich mit anderen Anbietern, bei denen man online einkaufen kann?

Richard Geibel: Nun, der ganz große Hype von Ebay ist vielleicht ein bisschen vorbei, aber sie haben sich eigentlich auf gutem Niveau stabilisiert. Es schwankt mal etwas hoch und runter. Es gibt jetzt in der Tat eine leicht rückläufige Bewegung, die aber – meines Erachtens – mittel- und langfristig wieder ausgeglichen werden wird.

Christian Rönspies: Sie haben es vorhin schon angedeutet: viele Tec-Unternehmen haben während der Pandemie massiv Personal eingestellt – jetzt überall Entlassungen. Haben die sich in ihrer Personalpolitik verkalkuliert, oder sehen sie das eher als etwas normales an, dass jetzt eben die Leute wieder gehen müssen?

Richard Geibel: Da muss man ein unterscheiden zwischen dem amerikanischen und dem deutschen Markt. Die Amerikaner sind da weniger sozial. Die stellen schnell Leute ein und dann auch leider schnell wieder aus. Wir haben diese ganz starke Korrektur nicht. Bei uns gibt es eine rechte Kontinuität. Wir sehen auch für die nächsten Jahre im E-Commerce ein jährliches Wachstum von 5 bis 9 Prozent, damit durchaus positiv. Das wird sich also weiter gut entwickeln.

Christian Rönspies: Trotzdem werden gerade dort bei Ebay Menschen entlassen. Wie beurteilen sie die Entwicklung im Bereich Online Handel? Passiert da möglicherweise auch eine Konzentration? Und sie haben auch schon gesagt, der Hype von Ebay ist schon etwas vorbei. Gibt’s vielleicht demnächst nur noch Amazon und vielleicht einen großen Anbieter aus China, die mehr oder weniger den Markt unter sich aufteilen?

Richard Geibel: Sie sprechen da einen ganz spannenden Trend an. Den beschreiben wir mit dem Wort Social Commerce. Seit Anfang an, seit über 25 Jahren, ist eigentlich Social Media und E-Commerce getrennt, und nun wachsen die zusammen. Dieses Social Commerce bezeichnet also den direkten Vertrieb von Produkten über die Social Media Plattformen. Und gerade Ende des letzten Jahres haben wir eine Ankündigung gelesen von Meta – also Instagram, Facebook und WhatsApp – hat einen Deal geschlossen mit Amazon, der das Ausliefern der Ware und das Payment von Produkten über die Meta Plattform festlegt.

Also in der Tat eine enorme Konzentration der großen Player. Und gleichzeitig stellen wir fest, nach dem Mott: „the empire strikes back“, dass sich Amazon den Kuchen auch nicht ungeteilt wegnehmen lassen will. Denn sie haben jetzt mit www.amazon.com/live genau den gegenteiligen Effekt. Sie holen die Influencer, die Social Media Experten, das Chatting, das Recommendation Marketing auf ihre Plattform, also dort können sie im Video sogar Paris Hilton bewundern.

Christian Rönspies: Okay, da tut sich also tatsächlich etwas Elementares, aber wenn wir dann noch mal kurz zurückkommen auf Ebay, dann wird es da möglicherweise demnächst noch weitere Entlassungen geben, oder?

Richard Geibel: In den USA sehen wir das. In Deutschland und Europa nur sehr verhalten. Das hat sich auf einem ganz guten Niveau etabliert. Aber natürlich ist der Markt im Umbruch. Es kommen immer neue Anbieter. Sie haben es eben schon erwähnt, die großen Chinesischen Player wie Temu und Shein beispielsweise. Da bin ich aber nach so einer Hype-Phase relativ zuversichtlich, dass die Menschen dann auch verstehen, wer billig kauft, kauft zweimal. Also das ist dann auch halt ein Problem für die Konsumenten.

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