Bericht: Wie Smart Cities, Startups, und der Impact Hub Ruhr zur Geschlechter-gleichheit beitragen 3/4
Antonia Terriuolo verfasste mit Margherita Girotto und Anastasiia Chaikovska an der Ca’Foscari University of Venice einen hervorragenden Bericht darüber, wie Smart Cities, Startups und Co-Working zur Geschlechtergleichstellung beitragen. Die deutsche Übersetzung wurde durch Antonia Terriuolo verfasst. Den ersten Teil finden Sie hier und den zweiten Teil hier.
Lesen Sie weiter unten den zweiten Teil des Berichts.
[…]6. Innovation und SDGs
Wie zuvor erwähnt wurde kann Safe & the City als ein Beispiel gesehen werden, wie man in die Umsetzung hin zu einem innovativen Smart City Prozess kommen kann. Es muss zusätzlich erwähnt werden, dass die Firma eine starke Position im Kontext der Vereinten Nationen SDGs vertritt. Dazu sagt sie, dass Safe & the City zu den folgenden SDGs beiträgt: Geschlechtergleichheit, weniger Ungleichheiten und nachhaltige Städte und Gemeinden. Zusätzlich wurde der globale Indikatorrahmen für die SDGs von agenturübergreifendenExpertengruppen für SDG-Indikatoren entwickelt und innerhalb der 48. Sitzung der UN-Statistikkommission im März 2017 vereinbart (Vereinte Nationen, o.D.).
Bezüglich der folgenden Unterkapitel wird Safe & the City als Äquivalent und adäquate Lösung für Smart Cities gesehen.
6.1. Gewinne und Einfluss in Bezug auf SDG Nummer 5
Basierend auf dem Bericht von Safe & City, welcher in Zusammenarbeit mit UN Women im Vereinigten Königreich verfasst wurde, lassen sich relevante Informationen zusammenführen, welche wichtig sind in Bezug auf diese Arbeit.
Der Bericht fokussiert sich auf sexuelle Belästigung, da sie als die häufigste Form der Gewalt gilt, der Frauen in der EU ausgesetzt sind. In diesem Zusammenhang haben 64% der Frauen aller Altersgruppen und 85% der Frauen zwischen 16 und 24 Jahre im Vereinigten Königreich bereits Erfahrungen mit sexueller Belästigung im öffentlichen Raum; zur gleichen Zeit, und nicht weniger relevant, haben 38% eine Form von verbaler Belästigung zwischen 14 und 21 Jahren erfahren. Da diese Erfahrung Einfluss auf Entscheidungen, Verhalten und, im Allgemeinen, einen enormen Einfluss auf das Leben der Frauen haben, wurde das globale Programm Safe Cities & Safe Public Spaces (zu Deutsch: Sichere Städte & Sichere öffentliche Bereiche) der UN Women im Jahre 2012 entwickelt. Es ist das erste globale Programm, welches Frauenorganisationen, lokale und nationale Regierungen, UN-Agenturen und andere Partner zusammen bring, um Instrumente, Richtlinien und umfassende Ansätze für die Prävention von und Antwort auf sexuelle Belästigung und andere Arten von Gewalt gegen Frauen und Mädchen in verschiedenen Bereichen der Welt zu entwickeln, zu implementieren und zu evaluieren. Das Projekt hat als Ziel die relevanten Aspekte in den Augen privater und öffentlicher Einrichtungen hervorzuheben, den ansonsten nicht gemeldeten Vorfällen eine Stimme zu geben, Investitionen zu fördern und konkrete Maßnahmen zu ergreifen. Die Analyse der Datenerhebung im Großraum London führt zur erfolgreichen Erfassung von 394 anonymen Einzelberichten unter Berücksichtigung folgender Variablen: Kategorie des Vorfalls, Zeitpunkt des Vorfalls, Ort des Vorfalls und qualitativer Freitext. Im Genaueren ergab die Analyse, dass es sich bei den meisten gemeldeten Vorfällen um verunsichernde Kommentare, Anmachen, Anfassen und Befummeln, meist zur Hauptverkehrszeit in überfüllten Räumen handelt. Die Mehrzahl der Vorfälle wird nicht als illegal angesehen, was die Notwendigkeit von legislativer Intervention hervorhebt, um gewalttätige Handlungen zu verhindern (UN Women UK, o.D.).
Die Kategorien jedes Vorfalls werden in der unten aufgeführten Legende verdeutlicht in welche die Londoner Karte die Vorfälle auf einer geografischen Skala zeigt (siehe Abb. 6).
Abb. 6: Berichte über Vorfälle im Großraum London aus dem Untersuchungszeitraum (UN Women United Kingdom, o.D., S. 2).
Zusätzlich haben UN Women im Vereinigten Königreich ein Projekt implementiert, welches den Namen Safe Spaces Now (zu Deutsch: Sichere Bereiche Jetzt) trägt. Dieses soll Aktionär:innen verschiedener Sektoren zusammenbringen, wodurch die Fortschritte bei der Sicherheit im öffentlichen Raum im Vereinigten Königreich beschleunigt werden soll. Außerdem soll es ein wachsendes Datenbild der Realität der Sicherheit von Frauen erstellen, die Probleme bei der Entwicklung angemessener Lösungen durch Partnerschaften mit den Eigentümer:innen des öffentlichen Raums angehen und schließlich den Prozess skalieren, um einen dauerhaften und offiziellen Veränderungsprozess zu schaffen (UN Women UK, o.D.).
Dementsprechend trägt Safe & the City dazu bei die Bewegung innerhalb eines bestimmten Raumes für Frauen als marginalisierte Gruppe sicherer zu machen und hilft somit den jeweiligen Städten eine Smart City zu werden.
6.2. Adäquate Indikatoren, um SDG Nummer 5 zu bewerten
In Anbetracht des Umfangs der SDGs wurden Ziele im Zusammenhang mit SDG Nummer 5 aufgestellt und die folgenden Ziele sind von besonderer Wichtigkeit in Bezug auf Safe & the City:
Im Kontext der Safe & the City Innovation könnten die folgenden zusätzlichen Indikatoren relevant sein:
Angesichts der Tatsache, dass Smart Cities die persönliche Sphäre eines jeden Bürgerseinbeziehen, sollten die individuellen Charakteristiken der Minderheitengruppen als Indikatoren verwendet werden, auch in Bezug auf SDG 5. Wie zuvor erläutert sind die Reisebedürfnisse von Frauen sehr unterschiedlich im Vergleich zu denen der männlichen Pendants. Dies bedeutet, dass „Art der Beförderung“, „sowie geografischer Standort“ (ländlicher oder städtischer Raum) im Fokus sein müssen, in welchem Zusammenhang Safe & the City eine erste Initiative in diese Richtung anbietet.
6.3. Einfluss auf sozioökonomische Faktoren
Angesichts der globalisierten Welt, in der wir heute leben hat die Wirtschaft auf der gesamten Welt bestimmte Veränderungen durchlebt, welche unabhängig von der Besonderheit der Örtlichkeit sind, aber unterschiedliche Auswirkungen in verschiedenen Bereichen auf der Welt haben. Mit anderen Worten: ein entwickeltes Land, welches mit den schnelllebigen technologischen Innovationen nicht Schritt halten kann, wird schneller ins Hintertreffen geraten als ein Entwicklungsland, da dieses nie zu der entwickelten Welt aufgeholt hat.
Die zuvor erwähnten bestimmten Veränderungen können, unter anderem, „das Wachstum der informationsreichen Wirtschaft und Gesellschaft […] und das kontinuierliche Wachstum der digitalen Technologien” (Anttiroiko, Valkama & Bailey, 2014, S. 323) sein. Diese Veränderungen beeinflussen, wie sich eine Stadt selbst organisiert, was wiederum die Regierung der Stadt beeinflusst. In dieser Hinsicht kann das Smart City Konzept neue Möglichkeiten für die Stadtentwicklung bieten, welche als „Städte mit reibungslosen Informationsprozessen, Erleichterung von Kreativität und Innovationskraft, sowie intelligenten und nachhaltigen Lösungen, die durch Serviceplattformen gefördert werden“ (Anttiroiko, Valkama & Bailey, 2014, S. 323) definiert werden. Da der Wunsch eine Smart City werden zu wollen durch die internationale Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft vorangetrieben wird, kann die Implementierung von Smart City Initiativen lokalen Bereichen Raum für Unternehmen und das Aufkommen neuer Cluster ermöglichen (Bakici, Almirall & Wareham, 2013). Daraus folgt, dass der lokalen Wirtschaft Bereiche mit erhöhter Produktivität und neuen Arbeitsplätzen zur Verfügung gestellt werden und dementsprechend neue/zusätzliche Konkurrenzfähigkeit entsteht. Demnach können Smart Cities als Entwickler lokaler Wirtschaft und Arbeitskräften fungieren.
Dennoch zeigt die Erfahrung, dass das Smart City Konzept häufig zu breit gefächert ist und eine einheitliche Lösung bietet, wenn in der Realität die Besonderheiten des Ortes von enormer Wichtigkeit sind und bestimmen was gebraucht wird und machbar ist, wenn über die Entstehung einer Smart City gesprochen wird. Außerdem ist das Konzept relativ neu und tiefgründige Recherche und Fallstudien wurden noch nicht durchgeführt (Kitchin, 2014), welche entscheidend wären, um eine realistischere Einschätzung des Konzepts treffen zu können.
Im Allgemeinen kann die Auswirkung auf sozioökonomische Faktoren wie Produktivität, Konkurrenzfähigkeit und Beschäftigung immens sein, wenn man die theoretische Anwendung des Smart City Konzepts berücksichtigt. Deshalb sind eine ständige Überarbeitung und Anpassung der Strategie erforderlich, um den Mangel an empirischen Belegen zu beheben und diese Lücke in der Literatur zu schließen.
Teil 3 von 4. Wir hoffen, dass Ihnen die Lektüre gefallen hat und freuen uns auf den nächsten Teil!