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Lebensmittel Onlinehandel – ein Plädoyer

Der Lebensmittel Onlinehandel in Deutschland aber auch in anderen europäischen Ländern ist nach wie eher eine Randerscheinung als ein deutlicher Trend. Die Ursachen dafür sind vielfältig und werden im zweiten Teil dieses Beitrags angesprochen. Viel wichtiger sind aber die Gründe, die für einen gut funktionierenden Lebensmittel Onlinehandel sprechen und die in diesem Beitrag im Mittelpunkt stehen. Diese Gründe sollten alle Lebensmittelhändler und berufene Entrepreneure motivieren, für den größten Bereich im Einzelhandel einen funktionierenden Onlinehandel zu etablieren.

Lebensmittel Onlinehandel – die Gründe

Während in vielen Segmenten des Einzelhandels E-commerce bereits lange ein etablierter Verkaufskanal ist, spielt bei Lebensmitteln die Bestellung im Internet nach wie vor eine nur nachgeordnete Rolle. Es sprechen aber viele Vorteile für den Lebensmittel Onlinehandel wie die folgende -nicht abschließende- Auflistung zeigt.

Bequemlichkeit und Zeitersparnis

Ein bis zwei Stunden pro Woche muss bei einem vierköpfigen Haushalt in Abhängigkeit vom Standort und der Mobilität mindestens für Einkaufsaktivitäten eingeplant werden. Mit einem funktionierenden und innovativen Lebensmittel Onlinehandel kann diese Zeit erheblich verkürzt werden und somit Einkaufszeit als Freizeit genutzt werden.

Suche und Produktauswahl

Nicht nur Google zeigt: die Suche innerhalb großer Datenmengen ist digital wesentlich effizienter als mit analogen Mitteln. Viele, die schon einmal verzweifelt in einem größeren Supermarkt eine exotische Zutat gesucht haben, werden sich eine Suchmöglichkeit oder mindestens eine Instore-Navigation gewünscht haben. Ein Onlineshop für Lebensmittel bietet diese Suchfunktion und kann digitale Produktinformationen flexibel, mit verschiedenen Menueperspektiven und Filtermöglichkeiten zugänglich machen.

Online Rationaler Einkaufen

Erfolgt der Lebensmitteleinkauf online, lassen sich Einkaufsdaten als digitale Einkaufszettel speichern und laufend bearbeiten. Die Kunden erhalten einen Überblick über ihren Lebensmittelbedarf und -verbrauch und können auf diese Weise effizienter als im analogen Lebensmitteleinkauf ihre Budgets steuern. Auch können sie bewusster als bisher die Qualität ihrer Ernährung gestalten, mit Hilfe digitaler Rezepte neue Gerichte und Ernährungstypen ausprobieren und insgesamt eine höhere Qualität bei gleichbleibendem oder sinkenden Budget erreichen.

Mehr Transarenz bei Lebensmittel

Die Versorgung mit günstigen Lebensmitteln hat in einigen zentralen Bereichen der Lebensmittelproduktion zu von Verbrauchern immer kritischer beurteilten Produktionsmethoden geführt, wie etwa die Kritik an der Massentierhaltung zeigt. Auf der anderen Seiten ist es für den Verbraucher im stationären Einzelhandel nicht einfach, sich detalliert und zufriedenstellend über die Produktherkunft und -qualität zu informieren. Gut geführte Produktseiten, glaubwürdige Kundenbewertungen und Gütesiegel -also etablierte E-commerce Instrumente für Transparenz, Vertrauen und Verbraucherinformation- helfen den Verbrauchern, bewusster und gezielter Produkte nach Qualität einzukaufen.

Qualitative und quantitative Nachfragesignale

Auch der Handel profitiert von der Informationssuche der Kunden. Mit Hilfe von WebAnalytics-Tools kann das Such- und Informationsverhalten der Kunden systematisch ausgewertet werden, um die Ausrichtung und Veränderung der Nachfrage rechtzeitig zu erkennen und zu antizipieren.

Verringerung des Individualverkehr

Die Individualversorgung im stationären Lebensmitteleinzelhandel führt zu höherem Verkehrsaufkommen. In der Regel sind die PKWs der Kunden bei dieser Form des Einkaufs nicht ausgelastet – im Gegensatz zu einer Belieferung über Paketdienste, die bei einer besseren Auslastung grundsätzlich ressourcenschonender ist. Wenn jeder -zugespitzt formuliert- mit dem SUV zum Supermarkt fährt, um ein Töpfchen Jogurt zu kaufen, kann nicht von einer ökologischen Verkehrsentwickung ausgegangen werden.

Effizienz der Lebensmittelproduktion

Bei einem innovativen Lebensmittel Onlinehandel besteht weiter die Chance, dass die Produktion besser als bisher der Nachfrage angepasst werden kann, um weniger Lebensmittel ungenutzt vernichten zu müssen. Haben sich erst einmal digitale Einkaufslisten etabliert, kann über die Auswertung der so enstehenden Daten auch die Verbrauchsmengen besser kalkuliert werden.

Es gibt also eine Vielzahl von Gründen, die einzel- aber auch gesamtwirtschaftlich bzw. -gesellschaftlich für eine rasche Etablierung des Lebensmittel Onlinehandel sprechen. Dass dieser derzeit -also Ende 2015- eine nur kleine Rolle spielt, hat bennenbare Gründe, die zur Etablierung beseitigt werden müssen.

Lebensmittel Onlinehandel – die Hindernisse

Geringe Zahlungsbereitschaft

Die Etablierung des Lebensmittel Onlinehandels ist aufwändig, so dass sich schnell die Frage stellt, welcher Stakeholder den Aufwand trägt. Die Kunden sind bislang noch nicht dazu bereit, wie die nur verhaltene Resonanz auf erste Angebote zeigt, bei denen entweder Einzelpreise höher sind als im stationären Handel oder Versandkosten anfallen. Zu diesem Punkt muss den Kunden also vermittelt werden, dass sie im Lebensmittel Onlinehandel eine echte Zeit- und Geldersparnis haben, so dass eine Beteiligung am Versandaufwand angemessen ist.

Freizeitgestaltung – die Macht der Gewohnheit

Der Einkauf als regelmäßige Haushaltsarbeit hat sich fest in der Zeitgestaltung vieler Familien aber auch Einzelpersonen etabliert. Am Freitagnachmittag oder am Samstagvormittag wird der wöchentliche Großeinkauf durchgeführt. Diese Macht der Gewohnheit wird sich – auch gerade bei älteren Personen- nicht ohne weiteres verschieben.

Verlust sozialen Austauschs

Ebenfalls bei älteren Personen hat der Einkauf nach wie vor die wichtige Funktion sozialen Austauschs, auf den man nicht verzichten möchte. „Unter die Leute kommen“, ist ein häufig genannter Grund, warum der stationäre Einkauf bevorzugt wird. Natürlich gibt es viele alternative Möglichkeiten sich zu treffen, neue Angebote müssen aber auch noch entwickelt werden.

Auch wenn Vor- und Nachteile für den Lebensmittel Onlinehandel in diesem Plädoyer sicher nicht vollständig diskutiert wurden, überwiegen doch die Vorteile sehr deutlich. Die Hindernisse stehen für die übliche -eher verhaltene Dynamik- in der Verhaltensänderung bei Nutzern und Konsumenten. Der „Kohorteneffekt“ bei den Kunden, also die an eine Generation gebundene Verhaltensprägung erschwert es, gerade für etablierte Unternehmen, innovative Lösungen umzusetzen. Allerdings ist auch klar, dass eine verfügbare Lösung und Technologie in jedem Fall umgesetzt wird, wenn Sie denn den bisherigen Lösungen überlegen ist. Und dieses sollte im Lebenmittel Onlinehandel definitiv gegeben sein. Die Frage ist also, welcher der bereits im Markt befindlichen Akteure den Durchbruch schaffen wird.

Sie wollen sich über den Lebenmittel Onlinehandel auf dem Laufenden halten? Der eFood-Blog von Fabio Ziemssen hält Sie auf dem Laufenden.

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