3 Fragen an Sascha Hoffmann: „Der ideale digitale Produktmanager ist eine eierlegende Wollmilchsau“
Prof. Dr. Sascha Hoffmann ist Professor für Online-Management an der Hochschule Fresenius in Hamburg. Kürzlich bei Springer Gabler erschienen ist sein Herausgeberband „Digitales Produktmanagement„.
Interview
Lieber Herr Hoffmann – „Digitales Produktmanagement“ ist für einige erstmal ein abstrakter Begriff. Geben Sie mal ein Beispiel, um diesen konkret und anfassbar zu machen.
Sascha Hoffmann: Beim digitalen Produktmanagement geht es darum, digitale Produkte und Services, also Websites, Apps bzw. allgemein Software, erfolgreich (weiter) zu entwickeln. Erfolgreich heißt dabei vor allem, dass die Produkte aus Nutzersicht wirklich gewünscht sind und es somit einen echten Markt dafür gibt. Beim digitalen Produktmanagement wird folglich sehr stark der (spätere) Nutzer mit seinen Bedürfnissen in den Fokus gesetzt – natürlich ohne zu vernachlässigen, dass das Produkt auch wirtschaftlich erfolgreich sein muss und technisch umsetzbar sein muss.
Um dies sicherzustellen, arbeitet man im digitalen Produktmanagement heutzutage agil. Allgemein gesprochen meint dies, dass man sowohl vor der eigentlichen Produktentwicklung (dem Schreiben des Softwarecodes) als auch während des gesamten Programmierens aktiv ein regelmäßiges Feedback vom Markt einholt, um sicherzustellen, dass man die Marktbedürfnisse bei der Produktentwicklung nicht aus den Augen verliert. Ein Beispiel hierfür ist etwa das bei LinkedIn neu eingeführte Stories-Format oder auch die Banking-App N26, die deutlich stärker als bei traditionellen Banken aus der User-Perspektive heraus entwickelt wird.
Zwei sehr weit verbreitete agile Methoden sind dabei Scrum bzw. Kanban. Im Unterschied zum Projektmanagement geht es im Produktmanagement jedoch nicht „nur“ darum, ein Produkt erfolgreich auf den Markt zu bringen, sondern vielmehr darum, dass es auch langfristig erfolgreich ist und einen echten Mehrwert bietet.
Welche Kernkompetenzen benötigen Produktmanager von digitalen Produkten und welche Tools müssen sie unbedingt beherrschen?
Sascha Hoffmann: Die Anforderungen an einen Produktmanager sind sehr vielfältig. Er (sie) ist ganzheitlich für die inhaltliche Ausgestaltung und Weiterentwicklung „seines“ (ihres) Produktes verantwortlich. Besonders deutlich wird dies in Scrum. Dort ist die Rolle des „Product Owner“ explizit vorgesehen – eine Bezeichnung, die z.T. auch in Unternehmen verwendet wird, die ihre digitale Produktentwicklung mit anderen agilen Methoden organisieren.
Der Verantwortungsbereich von Produktmanagern reicht von der initialen Identifikation von Neuproduktideen und der Validierung ihres nutzer- sowie unternehmensseitigen Potentials, über die Spezifikation der Anforderungen und die Steuerung ihrer Umsetzung bis hin zu einer nachhaltig erfolgreichen Weiterentwicklung der digitalen Produkte.
Der ideale digitale Produktmanager ist daher eine eierlegende Wollmilchsau, der grundlegend über ausgeprägte Kommunikationsfähigkeiten und viel zwischenmenschliches Fingerspitzengefühl verfügen muss, um alle an der Entwicklung eines Produktes Beteiligten einzubinden und gleichzeitig seine Product Roadmap nicht aus den Augen zu verlieren.
Ich finde den Beruf des Produktmanagers aufgrund seiner großen Themenvielfalt unglaublich faszinierend. Produktmanager werden am Markt händeringend gesucht. Bislang gibt es jedoch erst sehr wenige systematische Ausbildungen zum Produktmanager. An der Hochschule Fresenius bieten wir auf meine Initiative hin beispielsweise seit diesem Jahr in einigen Studiengängen Veranstaltungen zum digitalen Produktmanagement an und sind damit deutschlandweit sehr weit vorne. Unternehmen versuchen daher, den Bedarf an Produktmanagern oftmals dadurch zu schließen, dass sie kommunikative Softwareentwickler bzw. IT-affine Betriebswirte aus ihren Reihen zu Produktmanagern weiterbilden.
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