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Vom Shoppingcenter zum Lifestyle-Hub

Der Wandel des stationären Handels

Welche Bedeutung haben die aktuellen E-Commerce Trends für den stationären Handel? Und welche Veränderungen bringen diese mit sich? Inwiefern muss der stationäre Handel sich wandeln?

Dass der Onlinehandel rasant wächst, ist kein Geheimnis. Vergleicht man die Jahre 2013 und 2019, hat sich der Umsatz fast verdoppelt. Während 2013 noch ca. 32 Milliarden Euro Umsatz gemacht wurde, waren es 2019 schon 59,2 Milliarden. Und das alleine in Deutschland. (Quelle: Statista)

Doch auch, wenn die Entwicklungen im Online-Handel für den stationären Handel eine durchaus ernstzunehmende Konkurrenz darstellen, verloren ist ist dieser deshalb noch nicht. Die fortschreitende Digitalisierung stellt den stationären Handel vor neue Herausforderungen. Deutlich wird: er muss sich wandeln.

Der Wandel des stationären Handels

Stationäre Flächen verlieren an Bedeutung. Der klassische Handel als reine Versorgungsquelle ist überholt. Stationäre Händler werden zur Erlebnisplattform mit Flächen, und die Diversifizierung dieser Flächen muss voranschreiten. Doch auch besonders Einkaufszentren, welche diverse Einzelhandelsgeschäfte und Dienstleistungsbetriebe unterschiedlicher Branchen an einem Ort vereinen, sind von diesem Wandel betroffen. An dieser Stelle lassen sich sieben Trends besonders herausstellen, die es seitens des der Einkaufszentren zu beachten gilt:

  1. Neue Flächenanforderungen und Nutzungskonzepte
  2. New Mobility
  3. Vernetzung zwischen Online & Offline
  4. Neue Mietmodelle
  5. Last-Mile-Logistics als Chance
  6. GreenTech & Nachhaltigkeit
  7. Datenanalyse zum Standortmarketing

 

1. Neue Flächenanforderungen und Nutzungskonzepte

Die Anforderungen und Wünsche der Kunden ändern sich rasant. Dadurch werden flexible und variable Flächenaufteilungen und Nutzungskonzepte verlangt, um eine schnelle Anpassung und Reaktion auf Trends sicher stellen zu können. Einzelhandelsflächen müssen so gestaltet und konzipiert werden, dass sie über den ganzen Lebenszyklus eines Einkaufszentrums hinweg flexibel nutzbar sind und attraktiv bleiben. Kunden wollen nicht mehr nur ein Zentrum für den Einzelhandel. Sie sehen sich nach anderen Nutzungsformen wo die Plattform für Menschen im Vordergrund steht. Gastronomie und Entertainmentangebote wie z.B. Kinos war gestern. Heute im Trend: Veranstaltungsflächen, Pop-Up Stores, Fitnessstudios, Wellness-Angebote, Arztpraxen, spezielle Lebensmittelhändler, Raum für Residential oder Office.

 

2. New Mobility

Heutzutage sind neue, zukunftsfähige Mobilitätskonzepte gefragt. Diese sollen nicht nur effizient und umwelt- oder ressourcenschonend sein, sondern auch die Lebensqualität der Menschen steigern. Vor allem in dicht besiedelten Gebieten, im urbanen Raum, finden immer mehr New-Mobility-Entwicklungen Anwendung. Diese Konzepte müssen auch in Einkaufszentren mitgedacht und integriert werden. Von Interesse seitens der Kunden sind dabei besonders: Ladestationen für E-Autos, Car-Sharing, Bike-Sharing oder auch Lasten-Fahrrad-Sharing-Modelle, E-Scooter, und Online Fahrtenvermittler (z. B. Uber).

 

3. Vernetzung zwischen Online & Offline

Während der stationäre „Offline“-Einzelhandel ohne Frage vom Online-Handel bedroht wird, sind diese nicht parallel laufend mit einer Entscheidung „entweder/oder“ zu sehen, sondern können konzeptionell sinnvoll zusammengeführt werden. Ein Umdenken in der Geschäftsstruktur muss her. Denn: eine Kombination aus Onlineshops und Ladengeschäften kann durchaus Potenzial mit sich bringen und kann die beiden Vertriebswege gewinnbringend miteinander ergänzen. Geschäfte sollten zu Showrooms gewandelt werden und Kunden ein Erlebnis durch die Möglichkeit zum direkten Anfassen oder Riechen bieten, um so die Brand-Experience zu stärken. Design und Gestaltung, aber auch Produktauswahl im Laden, können allesamt zur Attraktivität des Ladens und infolgedessen auch des Unternehmens und der Brand beitragen. Konzepte wie Click & Collect, das Kaufen eines Produktes Online und die Abholung vor Ort im stationären Einzelhandel, sind nur eine Möglichkeit, wie online und offline miteinander interagieren können.

 

4. Neue Mietmodelle

Die Veränderung von Verkaufsflächen in Ausstellungsflächen und Showrooms bedeutet im Umkehrschluss auch, dass der Umsatz im stationären Einzelhandel nicht mehr auf Umsatz pro m² heruntergerechnet werden kann. Durch ein Geschäft bzw. eine Präsenz im Shoppingcenter wird auch viel Umsatz online gemacht, was allerdings nicht zu messen ist. Das traditionelle Mietmodell von €/m² ist nicht mehr zeitgemäß. Durch die Digitalisierung entstehen demnach neue Modelle des Mietens: auf Zeit, dauerhaft, oder mit flexibler Flächengröße. Neue Event & Veranstaltungsformate sorgen außerdem dafür, dass dabei auch weitere Einnahmequellen durch flexiblere Mieten für einen Betreiber entstehen.

 

5. Last-Mile-Logistics als Chance

Die Digitalisierung stellt auch Anforderungen an die Logistik, vor allem vor dem Hintergrund des „Last-Mile-Problems“. Dieses „Last-Mile-Problem“ stellt für Anbieter und Dienstleister eine der großen Herausforderungen innerhalb der Supply Chain dar. Letzte Meile bedeutet, dass es sich dabei um den Transport zur Haustür des Kunden handelt, also die letzte Meile bis der Kunde seine Ware in den Händen hält. Der Kern des Problems der Last Mile liegt dabei in den gestiegenen Kundenanforderungen und dem geänderten Konsumentenverhalten in den Zeiten des E-Commerce und Mobile Shopping. Kunden bestellen vermehrt Produkte direkt an ihre Haustür. Damit werden die ausliefernden Unternehmen vor enorme Herausforderungen hinsichtlich ökonomischer Tourenplanung und Paketzustellung gestellt. Für Shoppingcenter ergibt sich hieraus eine Chance. Sie können durch ihre zentralen Lagen, Strukturen oder Flächenangebote als Fulfillment Center oder auch Drehkreuz dienen. Und so eine Antwort auf das „Last-Mile-Problem“ geben. Die Integration von Verteilungs- und Abholcentern, sowie Paketstationen in Einkaufszentren kann einen Beitrag zum komplexen Sachverhalt der „Last-Mile“ in der City Logistik leisten. Drohnenlandeplätze auf den Dächern oder Lastenfahrrad-Kurrierdienste bleiben dabei nicht nur eine Vision.

 

6. GreenTech & Nachhaltigkeit

Der Megatrend Nachhaltigkeit ist innerhalb der letzten Jahre ein globales Thema geworden. Der Wunsch nach mehr Ökologie, gesunden Entscheidungen und intelligentem Umgang mit Ressourcen spiegelt sich in vielen Bereichen des menschlichen Lebens wider. Dadurch, dass Shoppingcenter eine so zentrale Rolle für verschiedene Nutzungsgruppen spielen und gleichzeitig ohnehin im Fokus der Öffentlichkeit – und häufig auch der Kritik stehen, sind die Ansprüche an Shoppingcenter besonders hoch. Während Einzelhändler und Gastronomie um Bambusstrohhalme, Pappbecher und Plastiktüten-Verzicht nicht mehr rumkommen sollten, haben Betreiber ebenfalls eine Verpflichtung nachhaltiger zu werden. Schon bei Planung, Design und Bau (bzw. Umbau) eines Einkaufszentrums sollte stark auf das Thema Nachhaltigkeit geachtet werden.

 

7. Datenanalyse zum Standortmarketing

Neben der Sammlung von Gebäudedaten, sollten Daten auch schon längst von Einzelhändlern genutzt werden, um das Einkaufserlebnis eines Kunden noch besser zu gestalten. Ob in Form von Location-based Services durch Apps, oder durch die Analyse des Online-Kaufverhaltens oder Flächen-Einkaufsverhaltens der Kunden. Diese generierten Daten können für Einzelhändler unheimlich wertvoll sein. Hierzu zählen sowohl sozioökonomische und psychographische Daten als auch Transaktionsdaten. Durch eine Datenanalyse können den Kunden dann zielgruppengerechte oder sogar persönlich ausgespielte Produktempfehlungen geliefert werden. Angebote und Aktionen in den Handelsflächen, doch auch kurzfristige Flächenvermietungsangebote können strategisch gezielter geplant, platziert und ausgewertet werden. Eine verbesserte Experience der Kunden sorgt demnach zu höherer Kundenbindung und damit verbunden zur Wertsteigerung der Immobilie und Vorteilen für Mieter, Manager und Eigentümer der Shoppingcenter.