Ein praktisches Beispiel des Megatrends Industrie 4.0 in der Stahlbranche
Industrie 4.0 – der Begriff ist aktuell allgegenwärtig. Gemeinhin fällt darunter eine umfassende Digitalisierung der industriellen Produktion. Konkrete Ansätze, Vorteile daraus zu realisieren, scheinen allerdings für viele Entscheidungsträger noch schwer greifbar.
Die Digitalisierung hat für Unternehmen erhebliche Auswirkungen. In automatisierten Prozessen entlang der Wertschöpfungskette und im gesamten Produktlebenszyklus lassen sich große Mengen an Daten zu Produktion und Vertrieb sammeln und analysieren. Dies ermöglicht Innovationen und birgt Potenzial, die Wettbewerbsfähigkeit auf globaler Ebene zu steigern.
In der Industrie 4.0 geht es für gewöhnlich um die Verbindung von Menschen, Maschinen und Prozessen in einem dynamischen System. Anwendungsszenarien können dabei aufgrund potenziell zweifelhafter Umsetzbarkeit und hohen Aufwands wegweisende Entscheidungen zur Digitalisierung, insbesondere in der eher traditionellen Stahl- und Metallindustrie, verzögern. Ein konkreter digitaler Ansatz zur Realisierung signifikanter Optimierungspotenziale in der Supply Chain soll neue Wachstumschancen und Wettbewerbsvorteile für Hersteller eröffnen.
Aktuell steht die Stahlbranche in Deutschland unter hohem Wettbewerbsdruck. Günstiger Stahl aus Fernost, ein Nachfragerückgang aus der Auto- und der Maschinenbauindustrie, immer strengere Klimaauflagen sowie weitere Faktoren wie die Corona-Krise prägen den internationalen Wettbewerb. Zukunftsorientierte Strategien, wie die Orientierung an Märkten mit hohem Wachstumspotenzial (außerhalb der EU), engere Kundenbindung, schnellere Produktentwicklung, Konzentration auf höhermargige Geschäfte sowie maßgeschneiderte Produkte erscheinen dabei notwendig und sinnvoll. Ein Ausbau der Kernkompetenzen, im Zusammenspiel mit strategischen Initiativen ist dabei elementar. Hinsichtlich der Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit sollten Strategie und Digitalisierungsinitiativen Hand in Hand gehen.
Bereits kleinere Digitalisierungsmaßnahmen stellen einen ersten Schritt in Richtung Industrie 4.0 dar und können messbare Auswirkungen haben – insbesondere, weil im Zentrum der Industrie 4.0 weiterhin die Produktionsstätte steht. Effizienzsteigerungen und schnellere Reaktionszeiten steigern die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit deutscher Stahlhütten und -verarbeiter erheblich – insbesondere bei qualitativ hochwertigen, maßgeschneiderten Produkten, die zum Preis eines Massenproduktes angeboten werden können. Dieser Digitalisierungsansatz ist zwar auf interne Prozesse fokussiert, jedoch mit Blick auf das Exportgeschäft sehr relevant.
Im Export von erstklassigen Produkten haben deutsche Hersteller mit dem Kostenfaktor Plagiate und Fälschung von Zertifikaten zu tun. Herkömmliche, papierbasierte Zertifikate können zum Verkauf von gefälschten Produkten verwendet oder nachgeahmt werden. Teure Produkte mit hoher Qualität als Alleinstellungsmerkmal laden zu Fälschungen von Zertifikaten durch unlautere Marktteilnehmer ein. Den damit verbundenen Schaden in Form von entgangenen Umsätzen beziffern Experten in Milliardenhöhe pro Jahr für die Branche in Deutschland. Intelligente, online-basierte Lösungen können dieses Problem lösen und zusätzlich Daten im Rahmen der Industrie 4.0 sinnvoll nutzbar machen.
Eine solche Lösung wird durch die innovative und hochspezialisierte ETIV-System GmbH aus Köln angeboten. Die Plattform erhöht als End-to-End Echtzeit-Verifikationssystem die Fälschungssicherheit für die Branche. Sie bietet Herstellern eine bedarfsgerechte Lösung und erfordert dabei bei diesen keinen zusätzlichen IT-Aufwand. Der Hersteller lädt eine PDF-Datei des im Haus ausgestellten Zertifikates bzw. Mill Test Reports über die gesicherte Plattform hoch und die End-to-End Verifikation erfolgt durch die Firma ETIV-System GmbH. Das System liest automatisch wichtige Informationen (z.B. Gewicht, Maße, Produkteigenschaften und Cuthistorie) aus dem Dokument aus und erzeugt ein neues, nicht fälschbares, digitales Zertifikat.
Dieses e-Zertifikat ist an das alte Zertifikat angelehnt, mit einem zusätzlichen QR-Code ausgestattet und kann als PDF-Datei heruntergeladen werden. Der QR-Code kann mit jedem Smartphone ohne Bedarf zusätzlicher Software abgelesen werden und direkt eine Verifizierung des Zertifikats vornehmen. Bei jeder Transaktion wird automatisch für die veräußerte Menge an Stahl ein neues Zertifikat erstellt und den beteiligten Parteien digital per E-Mail zugeschickt. Das alte Zertifikat wird direkt ungültig und ein neues Zertifikat für die übriggebliebene Menge des Produktes erstellt. Jede Transkation für Produkte mit diesem Zertifikat-Typ erfolgt nach diesem Vorgehen. Somit entspricht die Gesamtsumme der Produktmenge der in den am Markt vorhandenen Zertifikate genau der Menge, die ursprünglich die Fabrik verlassen hat.
Neben vielen Vorteilen, die eine hohe Fälschungssicherheit mit sich bringen, ist ein wesentlicher Nutzen dieses Systems die digitale Abbildung der gesamten horizontalen Wertschöpfungskette vom Hersteller über Lager bis zum Endverarbeiter. Denn von der gesamten Lieferkette werden valide und transparente Transaktionsdaten durch eine digitale Echtzeit-Protokollierung und Zertifizierung erfasst und ermöglichen dem Hersteller eine Auswertung zum Produktzuschnitt und Zeiten der Verarbeitung bis zur Anwendung beim Endverarbeiter (siehe auch Abbildung 2). Diese Daten befähigen die Hersteller zur Realisierung einer Optimierung der gesamten Supply Chain (z.B. für Lagerbestand, Marktprognose, Liefergeschwindigkeit). Der Hersteller profitiert von der einsatzbereiten Lösung von ETIV-System, ohne eigenen IT-Aufwand zu haben und kann auf das Know-how der Experten zurückgreifen. Geringe Investitionskosten und Risiken machen das Angebot für Hersteller sehr attraktiv. Mit der Nutzung von ETIV-System eröffnen sich den Herstellern Wachstumschancen und Wettbewerbsvorteile sowie eine dynamischere, flexiblere und effizientere Produktion durch den Informationsfluss über die horizontale Wertschöpfungskette.
Autor: Dr. Hossein Askari. Geschäftsführer ETIV-System GmbH