In der 2. Folge der Jubiläumsstaffel von “Die Höhle der Löwen” kann man extrem gegensätzliche Meinungen der Investoren beobachten: Während der eine die Schädlichkeit elektro-magnetischer Strahlung und damit den Sinne eines von zwei vorgestellten Produkten stark in Zweifel zieht, ist es für den anderen fast zu gut, um wahr zu sein. Doch wie kann man sich in einer solchen Situation verhalten, wenn es um den Kern des eigenes Produktes geht? Die KOHPA-Gründer machen es erfolgreich vor.
Von vorne herein strahlen sie die größte Ruhe aus: Walter und Peter, beide gelernte Papiermacher, betreten die Höhle, liefern einen äußerst informativen Pitch ab und sind anschließend Mittelpunkt einer der heißesten Diskussionen, die man seit langem in der Höhle beobachten konnte. Doch ihre Ruhe behalten sie sich bis zum Schluss.
200.000 Euro benötigen sie, um mit ihrem Unternehmen den Turbogang einzulegen, und mindestens 15% der Anteile wäre ihnen das wert.
Die beiden Fachleute haben es geschafft, die eigentlich gar nicht miteinander verträglichen Kohle- und Papierfasern miteinander zu verbinden und so ein Papier geschaffen, das Strom leiten kann. Das klang auch für die Löwen fast unglaublich, und so war den beiden Gründern die Aufmerksamkeit der fünf erfahrenen Investoren von vorne herein gewiss.
Nach fünf Jahren Entwicklungsarbeit war ein Papier entstanden, dass 0,2mm dünn ist und auch exakt so wie Papier verwendet werden kann, man kann es sogar schneiden. Nur, dass es eben Strom leitet. Die Kohlefasern werden aus Abfallstoffen der Carbon-verarbeitenden Industrie gewonnen, und das erste Produkt des Unternehmens kann so sehr effizient Flächen innerhalb von Sekunden auf bis zu 35 Grad aufheizen. Ein Nachhaltigkeits-Traum von Produkt also. Doch die Gründer aus Bayern haben noch mehr zu bieten: Ihr zweites Produkt ist dafür konzipiert, zu starke elektro-magnetische Strahlung abzuhalten.
Doch genau dies wird zunächst der Dreh- und Angelpunkt der Diskussion: Dr. Georg Kofler stellt diesen Sinn stark in Zweifel, währen Carsten Maschmeyer und Nico Rosberg KOHPA protect durchaus interessant finden. Doch die Gründer bleiben vollkommen ruhig, sprechen von ihren Erfahrungen und beantworten Fragen zu Messwerten. Denn KOHPA protect verkauft sich gut, ist für den größten Teil des bisherigen Umsatzes verantwortlich. Und der kann sich sehen lassen: in 2017 mit 30.000 Euro gestartet, erwirtschaftete das Unternehmen in den letzten beiden Jahren satte 200.000 Euro Jahresumsatz. Und die Prognose für 2021 liegt sogar bei stolzen 530.000 Euro, das Geschäft scheint also noch weiter anzuziehen. Eine gute Marge kann man auch noch vorweisen.
Doch die Löwen bleiben skeptisch, Nico Rosberg fragt sich, ob es einen Haken gibt. Und das ist gut verständlich. Ein solches Produkt würde normalerweise von Investoren auf Herz und Nieren geprüft werden, besonders institutionelle Investoren würden wohl technische Gutachter zur genaueren Evaluierung schicken. Eine schwierige Situation für die Gründer, die in der Höhle ja praktisch nur mit Worten überzeugen können.
Doch obwohl es aussieht, als ob hier der kritische Punkt ist, bleiben sie ruhig und bringen starke Argumente. Wie das Verkaufsangebote ihrer Patente für ganze 6 Millionen Euro. Eine gewisse Lebenserfahrung hilft sicherlich, so aufgeräumt und überlegt zu reagieren, wenn es um so viel geht. Eine gute Vorbereitung und das zurechtlegen der wichtigsten Argumente sollte aber auch unerfahreneren Gründern gute Dienste leisten. Ein guter Tip ist hier, sich die wahrscheinlichen Knackpunkte der Verhandlung zusammen mit jeweils 2-3 starken Gegenargumenten aufzuschreiben. Bei einem sehr technischen und innovativen Produkt liegt es praktisch schon in der Natur der Sache, dass es darum gehen wird, die Investoren von der Innovationskraft auch tatsächlich zu überzeugen. Denn auch in “normalen” Verhandlungen gibt es den “Zu-gut-um-wahr-zu-sein”-Effekt, der für eher reservierte Reaktionen sorgen kann.
Und so lassen sich die Löwen von den unbeirrbaren Gründern überzeugen, am Ende gibt es ein gemeinsames Angebot von Dagmar Wöhrl, Carsten Maschmeyer und Nico Rosberg. Die Gründer akzeptieren die 33%, die ihr Traum-Gespann haben will, und Nico Rosberg kommentiert den Deal sogar mit “Was für eine faszinierende Erfindung, also wirklich, dass wir so was hier sehen in der Höhle der Löwen, fantastisch”. Ein Wahnsinns-Lob, und die Gründer sind sichtlich glücklich.
Doch bei aller Ruhe wirken sie auch fast ein wenig erleichtert, als sie hinterher bei Moderator Amiaz ihre Eindrücke schildern. Verständlicherweise scheint die hitzige Diskussion sie dann doch nicht ganz kalt gelassen zu haben. Ob es also nun angeborener Charakter, Erfahrung oder Vorbereitung war, die es ihnen ermöglicht hat, im starken Gegenwind noch ruhig ihre Argumente zu präsentieren, wird man wohl nie sagen können. Vielleicht war es auch eine Mischung aus allem.
Allen anderen kann gezielte Vorbereitung aber eben genau diese Ruhe bringen, die auch in schwierigen Situationen die Kompetenz noch am Besten zur Geltung bringt.
Doch freuen wir uns zunächst über den Ausgang der Verhandlung. Denn wenn Vorzeige-Gründer mit einem Vorzeige-Startup ihre drei Wunsch-Löwen bekommen, darf das schließlich mal ein emotionaler Moment sein.
Spannende Insights für die Beiträge lieferte uns Ruth Cremer!
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